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204<br />

Kapitel 5<br />

Kunst zu verstehen war, im Schwinden begriffen ist“ (1954, 427), nur das Sensationelle<br />

errege noch Aufsehen: „Es hat jedoch den Anschein, daß es gerade diese Dinge sind, von<br />

denen die aus berdruß abgestumpften Nerven und Sinne der Hysteriker [sic] und Snobs<br />

gereizt werden; und es ist kein Zufall, daß sie besonders in Amerika bl hen und ein eintr<br />

gliches Gesch ft sind“ (427 f.). Die interne Bedrohung durch die „Wirtschaftsnation“<br />

wurde also auf die Amerikaner projiziert. Die USA wurden als kulturelles Feindbild inszeniert,<br />

das - vermittelt ber die Frauen als Konsumentinnen - die deutsche „Kulturnation“<br />

bedrohe.<br />

Ausblick: Die Errettung der nationalen Form<br />

Die medienwirksamen Debatten ber die abstrakte Kunst in den 50er Jahren 36 sind als<br />

Versuch zu entschl sseln, die Stellung des erneuerten Codes „Kulturnation“ gegen den<br />

konkurrierenden Code „Wirtschaftsnation“ zu sichern. Gestritten wurde um den m glichen<br />

Korrekturfaktor der „Kulturnation“, der das berleben des Codes garantieren<br />

sollte. Von der Seite der Lobbyisten der abstrakten Kunst gab es, wie anhand der Ausstellung<br />

Mensch und Form unserer Zeit dargelegt, l ngst Vers hnungsangebote. In den<br />

Augen der Gegner der abstrakten Kunst aber gerieten abstrakte Kunst und K nstler<br />

gerade auch durch die in Recklinghausen angestrebte Verkn fung verst rkt ins Zentrum<br />

der Kritik. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am 11. November ber<br />

einen Angriff auf die documenta in Kassel: Er wurde von der Stadtjugendpflege mit der<br />

Begr ndung durchgef hrt, daß die eigentliche Aufgabe der modernen Kunst, Ordnung in<br />

das Chaos zu bringen, nicht erf llt worden sei (vgl. Growe 1986, Anm. 16). Auch<br />

Konrad Adenauer soll sich ber die moderne ungegenst ndliche Malerei lediglich den<br />

abf lligen Satz habe entlocken lassen: „Na h ren Se, so was haben bei uns die h heren<br />

T chter gemalt“. 37 Doch die Abwertung der gesamten modernen Kunst h tte den<br />

Nachteil gehabt, daß keine Alternativen mehr zur Verf ng gestanden h tten, um die<br />

erneuerte „Kulturnation“ zu visualisieren. Das von den Gegnern der abstrakten Kunst ins<br />

Auge gefaßte alternative Angebot zu L sung dieses diskursiven Konfliktes bestand m. E.<br />

in einer Rettung des traditionellen Kunstbegriffs unter zeitweiser Preisgabe des wieder<br />

installierten Mythos vom „genialen“ K nstler.<br />

36 So z. B. das Darmst ter Gespr ch, dokumentiert in Evers 1951, oder die sog. Hofer-Grohmann-<br />

Debatte, die Ende 1954, Anfang 1955 in der Zeitschrift Der Monat ausgetragen wurde.<br />

37 So berichtet Hann Trier in einem Interview (vgl. Straka/Suermann 1983, 286).

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