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70<br />

Kapitel 2<br />

„Idee“ und seine Gew hrsm nner weiter verfolgt, entpuppt sich diese Toleranz als<br />

Camouflage:<br />

Domnick bezieht sich in seinen drei Artikeln in dem Sammelband mehrfach auf den Philosophen<br />

Nicolai Hartmann, 46 in dessen Schriften sich das Modell einer geistigen Entwicklung<br />

wiederfindet.<br />

Nicolai Hartmann (1882-1950) entwickelte bereits in seinem Erstlingswerk, den Grundz<br />

en einer Metaphysik der Erkenntnis (1921), eine in der Ontologie wurzelnde Erkenntnistheorie,<br />

die er 1932 in der Abhandlung Das Problem des geistigen Seins ausarbeitete.<br />

Auch Hartmann geht davon aus, daß der „objektive Geist“ ver nderlich sei. Er<br />

„hat Geschichte, hat ein Dasein in bestimmter Zeit: er kommt auf, entwickelt sich und<br />

verschwindet wieder von der Bildfl he des geschichtlichen Lebens.“ (Hartmann 1949a,<br />

194) Hegel folgend erkl rt er den „objektiven Geist“ zwar grunds tzlich zu einer<br />

autonomen Gr e, betont aber gleichzeitig seine Verwurzlung in einem außergeistigen<br />

Sein. Aus diesem Grund impliziert der ver nderliche objektive Geist im Sinne Hartmanns<br />

z. B. auch die Technik und die moderne Entwicklung. Hartmanns Philosophie l ßt sich<br />

mit W. F. Haug charakterisieren als „Wahrung des Vorrangs des Geistigen ohne Entwertung<br />

des Realen.“ (1989, 173) Haug spricht die Bedeutung an, die Hartmann damit<br />

im Rahmen der von Hein skizzierten Umwertung f r den NS hatte: auch reale<br />

Gegenst nde k nnen Tr ger eines geistigen Prinzips sein! Auch Domnick behauptet, daß<br />

die abstrakte Malerei als Ausdruck des „objektiven Geistes“ die technischen und<br />

wissenschaftlichen Neuerungen einbeziehe und verarbeite (vgl. 1947, 15). Nicht der Alltag<br />

wird heroisiert und verkl rt, sondern Fortschritt und Technik werden nun als Bestandteile<br />

der abstrakten Kunst als Ausdruck des „Geistigen“ behauptet. 47<br />

Doch das wesentliche Element an Hartmanns Philosophie ist die Reformulierung einer<br />

Mittlerrolle zwischen dem „objektiven Geist“ und dem geschichtlichen Sein. Diese aktive<br />

46 Es wundert mich nach der Durchsicht der Schriften Hartmanns, daß nicht schon l ngst seine<br />

Bedeutung f r die Theoriebildung der abstrakten Kunst erkannt wurde. Hartmann begann 1921 zu<br />

publizieren, bei seiner Definition des nstlerischen Schaffens haben m glicherweise Kandinsky und<br />

andere Kunsttheoretiker Pate gestanden. Hartmann baut allerdings erst 1932 sein Modell des<br />

nstlerischen Schaffens aus, das z. B. sowohl die bernahme geistiger Inhalte in Bilder<br />

(Objektivationen) erkl rt als auch die nachfolgende Rezeption als eine Schau auf die „Urbilder“, die<br />

geistigen Inhalte (vgl. Hartmann 1949a, 489 ff.). Bezug auf Hartmann wird beispielsweise auch bei<br />

den Darmst ter Gespr chen 1950 genommen (vgl. Evers 1951, 183).<br />

47 Den „Kurzschluß zwischen Aufkl rung und Bestialit t“ (Wyss 1985, 317) im Nationalsozialismus<br />

und damit den Verlust der „Idee einer vern nftigen Geschichte“ (316) erkennt Domnick nicht an. Er<br />

erkl rt statt dessen den Faschismus, so erfahren wir aus seiner attributiven Gleichsetzung desselben<br />

mit dem Expressionimus, als eine Ausgeburt des Chaos, die die abstrakte Kunst nun stellvertretend<br />

f r eine „Forderung unserer Zeit“ (Domnick 1947, 13) berwinden soll.

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