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Kapitel 5<br />
Vom Kunstwunder zum Fr uleinwunder<br />
„Wenn die Backfische davon schw rmen und<br />
die Produkte eines Avantgardismus in den Gazetten<br />
der 'eleganten Welt' an der Wand h n-<br />
gen, wo niemals ein Kunstwerk hing, dann sind<br />
es bereits die Zeiten des Landsturms.“ (Hofer<br />
1954, 428).<br />
Im Jahr der Recklinghausener Ausstellung begann sich die ungegenst ndliche Malerei in<br />
Deutschland weiter zu differenzieren. In Frankfurt am Main stellten im Dezember 1952<br />
in der Zimmergalerie Franck zum ersten Mal vier Maler aus, die unter dem Gruppennamen<br />
Quadriga bekannt werden sollten, sich aber selbst als „Neuexpressionisten“ bezeichneten.<br />
„In dieser Benennung schwang eine gewisse Abgrenzung gegen jene Vertreter<br />
der Abstraktion mit, die sich in erster Linie mit den formalen Gesetzm ßigkeiten und<br />
M glichkeiten der Malerei auseinandersetzten.“ (Winkler 1986, 418) Mit diesem Ereignis<br />
datiert die Kunstgeschichte den Beginn des deutschen Informel. W hrend die klassische<br />
abstrakte Formensprache also verst rkt in das Produktdesign Einzug hielt, waren<br />
die K nstler schon wieder im Begriff, die bildgewordene Form und Ganzheit auf dem<br />
Weg zu einer „Zweiten Revolution“ (Franz 1992) hinter sich zu lassen: 1 „In den<br />
'Quadriga'-Bildern war die Abkehr von der figuralen, streng formalisierenden Abstraktion<br />
im Sinne Willi Baumeisters, Ernst Wilhelm Nays und Otto Ritschls vollzogen, die bis<br />
dahin die abstrakte Malerei in Deutschland dominiert hatte.“ (Winkler 1986, 418) Damit<br />
verabschiedeten diese Maler gleichzeitig die umfassende Codierung rund um die<br />
„abstrakte Malerei“ und begaben sich jenseits des diskursiven Schutzraumes, den die<br />
Lobby der abstrakten Malerei rings um die (deutsche) Abstraktion aufgebaut hatte.<br />
Haftmann schrieb 1954 wenig respektvoll ber die Neoexpressionisten und Pollock:<br />
„Diese Verfahren stehen bereits am Rande der Kunst und spielen hin ber in die jedem<br />
Laien zug nglichen befreienden T tigkeiten, die heute in jedem psychoanalytisch<br />
interessierten Zirkel getrieben werden.“ (464) Ihre Arbeiten paßten nicht mehr in den<br />
Kontext der „ordnenden“ Kunst und die Hersteller folglich nicht mehr in den bis dahin<br />
aufgebauten K nstlermythos. Umgekehrt korrumpierten diese K nstler - m glicherweise<br />
1 Diese Revolution betrifft in letzter Konsequenz das Kunstwerk, das Bild selbst: „Es verliert seine<br />
Identit t als gestaltete, f r die sinnliche Erfahrung begrenzte Materie.“ (Franz 1992, 16) Die Informel-<br />
Maler leiten diese Entwicklung, die im Abstrakten Expressionismus und der Art Brut vollendet wurde,<br />
durch die Aufl sung der Form erst teilweise ein (vgl. 16). Franz bezieht sich hier auf Umberto Eco<br />
(1992).