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Abstrakte Kunst und Wirtschaftswunder 167<br />

jener Zeit offenbar noch von einer vergleichbaren Einrichtung im Ruhrgebiet tr umte, um<br />

eine nstlerische Gemeinschaftsaufgabe durchzuf hren, die auch den St dtebau etc.<br />

sowie die Gestaltung von Gebrauchsgegenst nden umfassen sollte (vgl. Grochowiak<br />

1985, 112). Große Perdekamp sieht in seinen Forderungen denn auch „den Geist des<br />

Dessauer Bauhauses, das den umfassendsten Versuch unternahm [...], aus der technischen<br />

Formenwelt heraus eine neue, ger umigere und hellere Welt aufzubauen.“ (1952)<br />

Es geht Große Perdekamp also um Erziehungs- bzw. Anpassungsarbeit mit dem Ziel, der<br />

technischen Entwicklung und ihrer menschenbedrohlichen Pervertierung im NS nun den<br />

Schrecken zu nehmen, indem die bildende Kunst als ein „geistiges“, ordnendes Regulativ<br />

mit sozialer Ausrichtung eingef hrt wird. Aus heutiger Sicht ein naives und wegen der<br />

fehlenden Auseinandersetzung mit dem Faschismus verurteilenswertes Unterfangen, das<br />

sich in die beliebte Beurteilung der 50er Jahre als kleinb rgerliche Restaurationszeit<br />

einf t. Andererseits geht der Autor damit auf die Be rfnisse seiner Zeitgenossen ein.<br />

Er bietet - mit der Terminologie Sedlmayrs gesprochen - eine neue „Mitte“ an (vgl. auch<br />

Skrandies 1996, 50 f.).<br />

Der zweite Text des Katalogs von Albert Schulze Vellinghausen (1952) hat eine andere<br />

Ausrichtung, und er betritt im Verh ltnis zu den bisher vorgestellten Positionen Neuland.<br />

Auch Albert Schulze Vellinghausen spricht von einer „bedrohliche[n] mechanistische[n]<br />

berfremdung“ 27 und malt das Schreckgespenst eines „Sumpf[es] absoluter Formlosigkeit“<br />

an die Wand. Dies scheint aber, so suggeriert sein Text, nun einer berwundenen<br />

Zeit anzugeh ren. Denn das Chaos, so Schulze Vellinghausen, sei nur ein scheinbares;<br />

„innerhalb des f r unsere Augen so schwer berblickbaren Gel ndes unserer Gegenwart“<br />

sei eine neue Form, eine neue Ordnung angelegt. Man m sse sie nur finden. Dabei soll<br />

die Ausstellung helfen, und so geht er vor allem auf die Ausstellungskonzeption ein, in<br />

der Gebrauchsgegenst nde neben im damaligen Verst ndnis abstrakten Kunstwerken<br />

nstlerisch zu gestalten, obgleich gelegentlich auch noch die sichtbare Wirklichkeit rudiment r in<br />

Erscheinung tritt. Wesentlicher als die Form der Niederschrift ist, daß die Gestaltungen in den Kr f-<br />

teverh ltnissen der Fl chen und Farben, der harten technischen berschneidungen und in erregenden<br />

Einbr chen von Kraftstr men jenes Lebensgef hl zum geistigen Erlebnis bringen, von dem sich der<br />

moderne Mensch solange bedroht f hlt, als es ihn nur halb bewußt in seinem Lebensraum bedr ngt.<br />

Was hier mit Lebensgef hl gemeint ist, hat nichts mit der Vertrautheit der sinnlich erfahrbaren Natur<br />

zu tun. Es ist strenge Gedankenverdichtung, klares und strenges Formbewußtsein. Und man muß<br />

harte Begriffe gebrauchen, wenn man dem Sinn dieser jungen Kunst nahekommen will. So darf es<br />

nicht erschrecken, wenn man formulieren m chte: 'Die K nstler des jungen Westens sind Konstrukteure<br />

der nstlerischen Form.'“ (zit. nach Grochowiak 1985, 109 f.)<br />

27 Beide Autoren lehnen sich mit solchen und hnlichen Ausr cken an die Terminologie des Gegners<br />

Hans Sedlmayrs (vgl. z. B. Sedlmayr 1988, 173 f.) und an seine „Diagnose“ der Zeit an.

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