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Textdokumentation 227<br />

sie, daß der K nstler die seine Zeit bewegenden Probleme in sich sammelt und im Werk zum Ausdruck,<br />

zur Formulierung, Sublimierung und wenn m glich einer weiteren Kl rung bringt. Das Erlebnis im<br />

alten Sinne spielt nur insofern eine Rolle, als es den K nstler in einen seelischen Zustand versetzt, der<br />

ihn bef higt, den gew hnlichen Bewußtseinszustand zu verlassen und die Kr fte des "Vorbewußtseins"<br />

(wenn man es so ausdr cken darf) in Gang zu setzen. Die Pers nlichkeit wird sich aber darum im Werk<br />

ausdr cken, da jede Pers nlichkeit berhaupt je nach ihrer Artung und F lle eine spezifische Einstellung<br />

zu den Problemen der Zeit hat. Wie das Milieu des Traums durch die wache Qualit t der Pers n-<br />

lichkeit bestimmt ist (der Bauer wird nicht von einer Segelyacht tr umen), wie die Erlebnisengramme<br />

beim einzelnen qualitativ geartet sind, so wird auch das nstlerische Werk durch die geistig-seelische<br />

Artung der Pers nlichkeit milieuhaft bestimmt. Die tief verankerten Triebe, die ebenso tief angelegte<br />

Psychomotorik, die beide nichts direkt mit dem pers nlichen Erleben zu tun haben, die Weite der seelischen<br />

Kapazit t bestimmen das Werk; nicht nur seine Handschrift, sondern auch die Perspektiven, in<br />

denen sich das Werk bewegt. Mag es sich um eine zum mystischen neigende Versenkung in den Kosmos<br />

handeln wie bei Fritz Winter, um eine Befreiung von triebm ßigen Bindungen bis zur K lte des<br />

Absoluten wie bei Otto Ritschl, um eine enge Verbundenheit mit den Naturelementen in Richtung auf<br />

eine dar ber hinausweisende Ordnung wie bei Willi Baumeister, um eine musikalische Formulierung<br />

naiv-lyrischer Pr gung unter dauernder Kontrolle einer strengen Theorie wie bei Max Ackermann, oder<br />

eine lebenszugewandte, das Lebensgef hl st rkende Verbindung zwischen tiefernster Idee und Realit t<br />

wie bei Georg Meistermann - wir k nnen es im Werk ablesen. Daraus ergibt sich der Reichtum nicht nur<br />

der abstrakten Malerei, sondern auch unserer Welt.<br />

6.2 Katalog Gegenstandslose Malerei in Amerika - Karlsruhe 1948<br />

Der Paperback-Katalog erschien beim Woldemar Klein Verlag in Baden-Baden, die<br />

Auflage ist mit 10.000 angegeben. Der Druck wurde von den franz sischen Besatzungsbeh<br />

rden am 10.2.1948 lizensiert.<br />

6.2.1 Vorwort von Kurt Martin:<br />

Vorwort<br />

Was wissen wir von amerikanischer Kunst? Wenn wir ehrlich sind, beschr nkt sich unsere Kenntnis auf<br />

einige Literatur, auf Walt Whitman, Mark Twain, Edgar Ellen Poe, Cooper und wenige andere, die alle<br />

Einzelerscheinungen geblieben sind, starke Gegenwart ohne Vergangenheit, ohne eine umgebende allgemeine<br />

amerikanische Leistung. Erst durch den amerikanischen Roman der letzten Jahrzehnte und in<br />

j ngster Zeit vielleicht auch durch das amerikanische Theater haben wir etwas Typisches erfahren, eine<br />

besondere Art, der Welt gegen berzustehen, eine ausgesprochen amerikanische Geistigkeit, die in vielen<br />

Facetten, reflektiert und auch f r Europa ltig geworden ist.<br />

Von amerikanischer Malerei aber kennt man wohl nur Whistlers Bildnis seiner Mutter, das<br />

seinen Ruhm nicht nur seiner nstlerischen Qualit t, sondern ebensosehr dem Motivischen verdankt<br />

und nicht zuletzt der Tatsache, daß es in einem Pariser Museum h ngt. Bilder der face-makers, jener<br />

naiven K nstler, die am Ende des achtzehnten und zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts durch die<br />

Staaten zogen, hat man wohl da und dort in Reproduktionen gesehen und vielleicht ein wenig als Kolonialkunst<br />

bel chelt anstatt die sehr positiven und selbst ndig amerikanischen Ausdruckskr fte dieser<br />

Kunst zu werten. Gerade dieses Eigene ging in der Folgezeit wieder verloren durch die verschiedenen<br />

Wellen [Seite 6:] europ ischer Beeinflussung, von denen die meisten Talente getragen und nur einige<br />

weniger ber hrt wurden. Winsloe Homer, Ryder, Mary Cassatt u. a. m. blieben wie die Schriftsteller und<br />

Dichter ihrer Zeit vereinzelt, sie sind den meisten von uns achtbare Namen, bestenfalls mit einigen<br />

Abbildungen bekannt und immer nur in zweiter Linie mit europ ischer Kunst verglichen.

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