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192<br />

Kapitel 5<br />

industriellen Zeitalters geworden ist.“ (357) Das gleichzeitige Argument der Kritiker, die<br />

abstrakte Kunst sei veraltet (vgl. z. B. 353) und nicht mehr Ausdruck des Unbekannten,<br />

verweist auf die Reduktion der komplexen Botschaft der Kunstwerke auf eine Formel:<br />

die Form des nationalen Wiederaufbaus. 6 Zwar verweist diese Reduktion einerseits auf<br />

eine erfolgreiche Codierung der „Form“, die komplexe Tatbest nde in einer einfachen<br />

Formel kommunizierbar macht. Andererseits wird diese Entwicklung bis heute als Banalisierung<br />

und Trivialisierung der modernen Kunst verstanden (vgl. z. B. Straka/Suermann<br />

1983, 299 ff.). 7 Tats hlich aber betrifft diese Trivialisierung die Rezeption der Kunst,<br />

die die reduzierte Aneignungsweise abstrakter Formen in den Gebrauchsgegenst nden als<br />

Vorwand benutzt, um nun auch die Kunst als alleinigen Ausdruck der (reduzierten) Botschaft<br />

der Form zu denunzieren. Das abstrakte Kunstwerk wird nun nur noch als Ornament<br />

wahrgenommen (vgl. Br erlin 1993, 105). Erschwerend kam hinzu, daß bildende<br />

Kunst selbst nun zunehmend als Ware erkannt und angeprangert wurde und auf diese<br />

Weise eine weitere Verbindung zu der unliebsamen und konkurrierenden „Wirtschaft“<br />

formuliert wurde (vgl. Grasskamp 1992, 116 f.). Außerdem nahm diese negativ konnotierte<br />

Verkn fung erneut Vorw rfe des NS an die moderne Kunst auf: Ihr angeblich<br />

hoher Ankaufspreis wurde in der Kampagne „Entartete Kunst“ als Vorwurf inszeniert,<br />

und die „Kunst-Ismen“ insgesamt wurden im NS mit der Produktwerbung gleichgesetzt<br />

(vgl. Hinz 1974, 51 f.).<br />

Die Betonung der Gemeinsamkeiten von Kunst und Design wirkte in dieser Diskussion<br />

folglich wie l auf das Feuer der Gegner der abstrakten Kunst, und die Debatte um die<br />

abstrakte Kunst flammte wieder auf: „In der Frage der nichtgegenst ndlichen Malerei<br />

[steht] so etwas wie ein großer Zornesausbruch bevor“, prophezeite die westdeutsche<br />

Zeitschrift Der Monat Ende 1954 in einer redaktionellen Mitteilung (H. 75, S. 284), und<br />

in der Tat wurde bald hier und im Berliner Tagesspiegel ein verbales Duell ausgetragen,<br />

das - nach den Hauptkontrahenten benannt - als Hofer-Grohmann-Debatte in die Kunstgeschichte<br />

eingegangen ist und einen der Kernpunkte dieser Etappe der Auseinanderset-<br />

6 Diese Ver rzung oder „Abnutzung“ der Botschaft eines komplexen Kunstwerkes ist allerdings weder<br />

„vollst ndig noch unwiderruflich“ (Eco 1989b, 275). Sie verweist lediglich darauf, daß eine „poetische<br />

Botschaft“ nun im Bereich der Gebrauchskunst als „referentielle Botschaft“ gelesen wird (vgl. 283).<br />

7 Andererseits hat die skizzierte Grenzverschiebung zwischen Kunst und Design - wenn auch mit<br />

einiger Versp tung - seit Mitte der 70er Jahre wieder zu einer Renaissance des 50er-Jahre-Designs<br />

gef hrt, in deren Verlauf solche Gegenst nde zu begehrten Sammlerobjekten wurden (vgl. Maenz<br />

1984, 188).

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