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Abstrakte Kunst als Modell einer neuen Ordnung 43<br />

Die Nationalsozialisten bem hten dar ber hinaus zwar ethnische Definitionen auf der<br />

Basis der „Rasse“ und daraus abgeleitet des „Volkes“ und bauten diese aus, ihr Ziel war<br />

aber eine ansonsten moderne Nation: „Die nationalsozialistische Machtergreifung vollzog<br />

sich unter einem erkennbaren Universalisierungsversuch des traditionellen Volksbegriffs<br />

der wilhelminischen und Weimarer Epoche zugunsten einer Nationenidee, deren entscheidendstes<br />

Kriterium nunmehr ein politisches war: die Zugeh rigkeit und Gepr gtheit<br />

des Volksmitglieds durch die nationalsozialistische Ideologie.“ (Bohrer 1993) Dieser<br />

Versuch der Nationalsozialisten scheiterte intellektuell, politisch und moralisch und<br />

f hrte nach dem Krieg bald zu einer grunds tzlichen Ablehnung des politischen bzw.<br />

staatlichen Nationenbegriffs in Deutschland (vgl. ebd.). „Nicht nur hatte das Dritte Reich<br />

das Projekt des deutschen Nationalstaats bis ber die Grenzen hinaus diskreditiert, sondern<br />

auch der Druck, sich gegen ber der Generation der V ter, die Schuld an dem Desaster<br />

trugen, abzugrenzen, machte eine positive Identifikation mit der Staatsnation f r<br />

eine neue Generation zus tzlich schwierig.“ (Giesen 1993, 236)<br />

Nach dem Krieg wurde daher in Deutschland die Idee der „Kulturnation“ aus dem<br />

Repertoire unterschiedlicher Codes der kollektiven Identit t bevorzugt repetiert, sie ist<br />

als eines der maßgeblichen Deutungsmuster zu verstehen, die im Untersuchungszeitraum<br />

eine identit tsstiftende und -erhaltende Funktion aus bten. Im Gegensatz zu einem politischen,<br />

geographischen und ethnischen Inklusionscode f r das „Deutsche“ erwies sich<br />

dieses Modell nach dem Zweiten Weltkrieg - zumindest solange die Teilung nicht absehbar<br />

war - nicht als umstritten oder diskreditiert. Obgleich das Modell der „Kulturnation“<br />

urspr nglich an eine spezifische gesellschaftliche Klasse, die des traditionellen Bildungsb<br />

rgertums, gebunden war (vgl. Giesen 1993, 25; Ringer 1983, 110 f.), erlangte es sp -<br />

testens nach 1945 eine große schichten bergreifende Popularit t. Eine der wichtigsten<br />

Gr nde hierf r war die M glichkeit der Abgrenzung vom NS. Hierbei spielte die „Stunde<br />

Null“ eine wichtige Rolle.<br />

Der Gedanke einer - wie auch immer definierten - Gemeinschaft der Deutschen ließ sich<br />

trotz oder vielleicht auch gerade wegen des inflation ren Gebrauchs dieses Topos im NS<br />

nicht mit der „Stunde Null“ abschaffen. Die Bezeichnung des Kriegsendes mit „Stunde<br />

Null“ suggeriert allerdings, daß 1945 von einem Tag auf den anderen ein g nzlich neuer<br />

Anfang, v llig unber hrt von Nationalsozialismus und Krieg, m glich gewesen sei. Die<br />

Realit t rund um den Stichtag der Kapitulation, den 9. Mai 1945, war sicherlich ganz im<br />

Gegenteil f r einen Großteil zumindest der Zivilbev lkerung von unliebsamen<br />

Kontinuit ten wie Obdachlosigkeit, Hunger etc. gepr gt (vgl. Nachkriegszeit 1985). Bis

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