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Abstrakte Kunst als Modell einer neuen Ordnung 37<br />

Der Nationalsozialismus wurde nun als Betrug - eben auch an den in Frage stehenden<br />

kulturellen Werten - empfunden, die T ter sahen sich nun als Opfer einer kulturellen<br />

Verarmung und hofften auf die „Auferstehung Deutschlands aus dem Geiste einer Tradition,<br />

die versch ttet gewesen war und nun wieder aus der Tiefe emporstieg!“ (Glaser<br />

1990, 21) Daß dieser „Geist“ auch von den Nationalsozialisten bem ht worden war, daß<br />

es zahlreiche Ankn fungspunkte der faschistischen Ideologie an kulturelle Bewegungen<br />

gab und daß damit der Erfolg des „Tausendj hrigen Reiches“ erst m glich wurde (vgl. z.<br />

B. Bracher 1991), wurde nicht oder nur sehr selten thematisiert. „Die R ckkehr des Volkes<br />

der Richter und Henker zu dem der Dichter und Denker vollzog sich rasch und reibungslos“,<br />

schreibt Glaser. „Affirmative Kultur f hlte sich durch die sthetisierung der<br />

Barbarei nicht desavouiert, sondern weiterhin in der Lage, einer zerschlagenen Nation<br />

kulturelles Bewußtsein zu vermitteln.“ (1990, 20) Mehr noch: Es ging nicht nur um ein<br />

kulturelles Bewußtsein, sondern Hochkultur wurde nach 1945 unter Umgehung der nationalsozialistischen<br />

Vergangenheit als identifikatorischer Code der deutschen Bev lkerung<br />

reartikuliert (vgl. Giesen 1993, 236), oder, wie Theodor Heuss 1946 sagte: „Das ist<br />

noch nicht ein neues Nationalgef hl der Deutschen, aber dies allein ist der Boden, auf<br />

dem es wachsen kann.“ (1950, 31)<br />

Folgt man der soziologischen Evolutionstheorie (siehe S. 28 f.), strukturieren und definieren<br />

sich Gesellschaften mit Hilfe von Codes, die das Zusammenleben, die Selbstdefinition<br />

oder Identit t in Abgrenzung zu anderen Gruppen erleichtern. In der modernen<br />

Gesellschaft gibt es einen Polyzentrismus der Codes, es stehen verschiedene Signifikationssysteme<br />

der Vergemeinschaftung zur Verf ng. „ konomie, Kultur, Staat und<br />

Solidarit t k nnen schließlich nur mehr als unterschiedliche 'Codes' gedacht werden, mit<br />

denen Handlungen und Handlungschancen beurteilt und konstruiert werden: Geld, Recht,<br />

Solidarit t und Wahrheit etwa bilden solche Codes oder Interaktionsmedien, die nicht<br />

mehr soziale Gruppen, Organisationen oder Gesellschaften voneinander abgrenzen, sondern<br />

Handlungszusammenh nge auf einen funktionellen Sinn festlegen.“ (Giesen 1991,<br />

134)<br />

erleben - woher anders als aus der ewigen Substanz des Geistigen, in welchen Formen und Farben und<br />

Graden es sich manifestiere, entnehmen wir selbst die Kr fte des Glaubens und der Gewißheit, mit<br />

denen wir den Wandel des vaterl ndischen Schicksals erwarten, womit wir ihm dienen. Wir stehen<br />

heute und hier in der Verpflichtung eines deutschen Erbes.“ (Heuss 1952; Hervorhebung KB)

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