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Kapitel 2<br />

lebnisgebundenheit.“ (20) Der Expressionismus, so kann man paraphrasieren, war der<br />

sichtbaren Natur, d. h. dem Ungeformten und Chaotischen, noch verfallen, er war<br />

„affektiv-subjektiv gebunden“ (vgl. 17) und vermochte es nicht - wie die abstrakte<br />

Kunst - zeugend und schaffend dahinter zur ck und zugleich dar ber hinauszugehen.<br />

Dem daraus entstehenden Kunstwerk wird dadurch eine h here Form der Wahrheit und<br />

Authentizit t zugesprochen, die sowohl vor der Natur als auch vor der historischen<br />

kulturellen Tradition stehe und dennoch als Synthese der Kultur der letzten Jahrhunderte<br />

angesehen wird. Diese doppelte Absicherung soll eine besondere Werthaltigkeit garantieren.<br />

Widerspr chlich erscheint an diesem Modell, das so großen Wert auf das m nnlich<br />

konnotierte K nstlersubjekt legt, daß das zu erreichende Urspr ngliche als der „Bereich<br />

der M tter“ bezeichnet wird und damit weiblich konnotiert zu sein scheint. Um welche<br />

Art der „Weiblichkeit“ es sich hier handelt, wird deutlicher, wenn man die Untersuchungen<br />

Silke Wenks (1996, besonders S. 120-127) hinzuzieht.<br />

Wenk konnte zeigen, daß die nstlerische Allegorie parallel zu der Herausbildung von<br />

Idealen im Rahmen der „ dipalen Krise“ in der Psychoanalyse gelesen werden kann und<br />

daß sich dieses Konzept bis in die moderne Kunst nachweisen l ßt. Von besonderer<br />

Bedeutung ist in diesem Zusammenarbeit Wenks Unterscheidung zwischen einem<br />

verjenseitigten Ideal des Weiblichen, dem (großgeschriebenen) WEIBLICHEN, das sich<br />

in der Kunst manifestieren soll, und dem kleingeschriebenen Weiblichen, d. h. der Frau.<br />

Den von Domnick geforderten R ckgriff des m nnlichen K nstlergenies auf den Bereich<br />

der Goetheanischen „M tter“ kann man als eine Wiederaufrichtung dieses WEIBLI-<br />

CHEN bezeichnen. Doch diese Aufrichtung hat ihren Preis: Das Ideal des WEIBLI-<br />

CHEN kann parallel zur Verschiebung des dipalen Begehrens auf ein strenges „ ber-<br />

Ich, das aus dem Scheintod des Begehrens nach der Mutter hervorgeht“ (Irigaray 1980,<br />

101), nur durch Verdr ngung und Ausgrenzung, durch „symbolisch getilgte Weiblichkeit“,<br />

erreicht werden (Wenk 1996, 122). In Domnicks Thesen ist diese zu tilgende<br />

Weiblichkeit als „Natur“, als „Inhaltlich-Thematische[s]“, als „subjektive Erlebnisgebundenheit“,<br />

als „Chaos“ enthalten; Attribute, die er - wie schon dargestellt - vor allem mit<br />

dem Expressionismus und dem Nationalsozialismus assoziierte. Das durch den nstlerischen<br />

Zugriff entstehende neue WEIBLICHE, das in den vorgestellten Thesen Domnicks<br />

im R ckgriff auf „Urformen“ bzw. den Bereich der „M tter“ thematisiert wird,<br />

wird als m nnlich konnotiertes Ideal-Bild f r eine neue Ordnung gesetzt (vgl. Wenk<br />

1996, 124).

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