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Mit abstrakter Kunst auf dem Weg zur ck in die Zivilisation 137<br />

Ein Schwergewicht der Ausstellung liegt dabei auf Bildern, deren Motive aus<br />

geometrischen Formen konstruiert sind und einer konstruktivistischen Traditionslinie<br />

folgen. Die amorphen Strukturen, die beispielsweise Baumeisters Bilder dieser Zeit<br />

dominieren, finden hier kein Pendant. Typisch ist hier die im Katalog abgebildete Arbeit<br />

Yellow accents von Rudolf Bauer aus dem Jahr 1937 (Abb. 21). Zur Entstehungszeit<br />

arbeitete Bauer noch in Berlin. 58 Die Arbeit l ßt sich stilistisch gut mit anderen in den<br />

30er Jahren entstandenen Bildern Bauers vergleichen (vgl. Bauer 1985). 59 Aus den<br />

geometrischen Formen Kreis, Dreieck und Rechteck wird ein aufgerichtetes formales<br />

Gef e auf der Basis eines spitzen Dreiecks komponiert, das entfernt an eine<br />

Architektur, Stadtlandschaft oder eben eine technische Konstruktion erinnert. Der stark<br />

geometrische Aufbau des Bildes, die mit technischen Hilfsmitteln konstruierten Elemente<br />

der Komposition und das freie Schweben der Elemente im Bildraum verweisen ebenfalls<br />

auf technische Gebilde. Bauer zeigt hier starke Reminiszenzen an die konstruktivistischen<br />

Bilder seines erkl rten Idols Kandinsky (Abb. 22). 60 Ein hnliche Verwandtschaft zu<br />

Kandinsky zeigt auch die abgebildete Arbeit von Pearl Fine Le Cirque (Abb. 32).<br />

Das andere Extrem des anhand des Katalogs nachvollziehbaren stilistischen Spektrums<br />

der Ausstellung repr sentiert eine Arbeit von Samuel Reichmann-Lewis, die undatiert ist<br />

und mit Scherzo betitelt wird (Abb. 28). Auch hier schweben auf einer gleichm ßig<br />

grundierten Fl he drei Formen, die sich ihrerseits aus verschiedenen klar konturierten,<br />

farblich unterschiedenen Elementen zusammensetzen und Anleihen bei Mir verraten.<br />

All diese Bilder aber zeigen einen strengen, geordneten Bildaufbau mit klar begrenzten<br />

Formen und Farbfl hen. Der Verzicht auf die Abbildlichkeit und die gleichzeitige Integration<br />

formaler Bez e auf Technik und damit Modernit t und Zivilisation werden, so<br />

58 Bauer „residierte“ bis 1939 in einer großz igen, von Solomon R. Guggenheim finanzierten Villa in<br />

Berlin-Westend, obgleich eine seiner Arbeiten in der Ausstellung „Entartete Kunst“ vertreten war<br />

(vgl. „Entartete Kunst“ 1992, 199). Daß Bauer so lange in Berlin toleriert wurde, liegt neben seinen<br />

Beziehungen zu Guggenheim sicher auch an seinen Kontakten zum „Berliner Industrieadel“<br />

(Neuburger 1985, 56). Hierin ist ein eindrucksvolles und weiter zu untersuchendes Beispiel f r die<br />

Funktionsweisen der nationalsozialistischen Kulturpolitik zu sehen.<br />

59 „Ab 1926 schuf er ausschließlich 'konstruktivistische' Bilder“ (Neuburger 1985, 68), und er wich<br />

davon Zeit seines Lebens nicht mehr ab.<br />

60 Schon 1921 wird dieser Vergleich gezogen, gleichzeitig aber ein Qualit tsunterschied geltend gemacht.<br />

In der Berliner B rsen-Zeitung vom 15. Juni 1921 schreibt Paul Landau, Bauer habe „in<br />

seinen grellen, w st geballten, blitzdurchzuckten Farbenzusammenstellungen manchmal etwas von<br />

einem teutonischen Kandinsky. Aber wo der Russe tr umerisch, beseelt, hinschmelzend wirkt, da ist<br />

er gequ lt, intellektualistisch, absichtlich.“ (zitiert nach Bauer 1969)

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