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„Deutsche“ Kunst nach 1945 29<br />

und zugleich der Code modifiziert. Diesen Prozeß bezeichne ich im Folgenden als Codierung.<br />

Der Prozeß der (Re-)Konstruktion eines Codes hnelt der Stiftung der Tradition auf<br />

einer komplexeren Ebene: Auch er besteht im wesentlichen darin, aus einem Repertoire<br />

von anderen Codes und aktuellen Theorien eine spezifische Auswahl zu treffen, im<br />

sozialen Vollzug zu verkn fen und zu reproduzieren. Erst aus einer spezifischen Summe<br />

von ausgew hlten und einer st ndigen Ver nderung ausgesetzten Codierungsbestandteilen<br />

erh lt der Code seine spezielle signifizierende und identifikatorische Wirkung,<br />

wobei - im speziellen behandelten Fall - ein offen gef hrter Diskurs ber das „Deutsche“<br />

durchaus umgangen werden kann.<br />

Die empirische Situation ist allerdings nicht nur Materiallager f r die Codierung, sondern<br />

stellt auch Selektionsfaktoren bereit. Denn grunds tzlich „erheben [...] immer mehr Codes<br />

Geltungsanspr che gegen ber einer Situation als aktuell ber cksichtigt werden<br />

k nnen.“ (Giesen/Junge 1991, 258) Auch f r die Kommunikation der „Nation“ im<br />

Nachkriegsdeutschland standen also theoretisch verschiedene Codes wie Staatsnation,<br />

Wirtschaftsnation oder „Rasse“ zur Verf ng, die, soweit es nicht gelang, sie zu kombinieren,<br />

miteinander konkurrierten. Ausschlaggebend f r ihre Durchsetzungsf higkeit im<br />

Allgemeinverst ndnis ist dabei stets der Grad ihrer bereinstimmung mit der jeweiligen<br />

Situation bzw. ihre Anpassungsf higkeit. „Codes, die zu angemesseneren Interpretationen<br />

der Situation f hren, haben eine gr ere Chance, sich innerhalb von Kommunikationsgemeinschaften<br />

durchzusetzen“, als solche, die unangemessene Interpretationen<br />

anbieten (Giesen 1991, 121). So ist der Code „Rasse“ beispielsweise nach 1945 aus<br />

naheliegenden Gr nden nicht mehr „situationsangemessen“. In einer solchen Situation<br />

wird ein „gut angepaßter“ Code in einem Selektionsvorgang anderen vorgezogen und<br />

eine gr ere Verbreitung finden.<br />

Die vorgestellten methodischen Ans tze erlauben nun zweierlei: Die bereits skizzierten<br />

kontroversen Diskussionen lassen sich als Bestandteile einer einzigen diskursiven<br />

Strategie zur Definition der „abstrakten“ Kunst verstehen. In diesem Prozeß wird zugleich<br />

ein spezifischer Code f r die Kommunikation der „Nation“ reformuliert, der sich<br />

gegen alternative Codes f r die „Nation“ zu behaupten hat, unter anderem auch, indem<br />

er Elemente dieser Codes aufnimmt. Die Bewegungsform der kontroversen Debatte bzw.<br />

des Diskurses besteht aus dieser Perspektive in der Codierung und eben auch Umcodierung<br />

der „abstrakten“ Kunst mit dem gemeinsamen Ziel, die „Kulturnation“ als vorherrschenden<br />

Code zur Kommunizierung des „Nationalen“ unter sich ver ndernden Rahmenbedingungen<br />

zu sichern, wobei ich nicht behaupte, daß diese Codierung bewußt oder

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