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„Deutsche“ Kunst nach 1945 31<br />
Auf der Grundlage dieser theoretischen berlegungen m chte ich nachfolgend versuchen,<br />
bestimmte Entwicklungsphasen in der Interpretation und der Rezeption der „abstrakten“<br />
Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland nachvollziehbar zu<br />
machen. Meine Frage ist also nicht, weshalb die abstrakte Kunst die vorherrschende<br />
Rolle im Spektrum der bildenden Kunst erlangte. Es geht statt dessen um eine Analyse<br />
des Wie, des spezifischen Angebots zur Identit tsbildung, das mit ihr verkn ft wurde,<br />
und zugleich um die Strukturen oder das Muster dieser Verkn fung.<br />
Ausgew hlte Stationen der Codierung „abstrakter“ Malerei<br />
Die skizzierten Beurteilungen des Aufkommens der „abstrakten“ Kunst der 50er Jahre<br />
haben gemeinsam, daß sie keinen Bezug auf die Malerei selbst nehmen, sondern schon<br />
von spezifischen, meist abgrenzenden Bestimmungen ausgehen: Die Kunst sei nicht<br />
„deutsch“, sie sei keine NS- und keine DDR-Kunst, sie sei weder gegenst ndlich noch<br />
politisch. Wie konnten diese Bedeutungszuweisungen als Bestandteile der Codierung der<br />
„abstrakten“ Kunst entstehen? Zur genaueren Definition sind gerade die fr hen Texte<br />
ber „abstrakte“ Kunst aufschlußreich, weil sich hier die Fronten, die sp ter den Streit<br />
um die „abstrakte“ Kunst in der BRD ausmachten, zu bilden beginnen.<br />
1947 scheint der Begriff der „Deutschen Kunst“ noch nicht so belastet gewesen zu sein,<br />
wie es sp ter der Fall war, immerhin konnten Ausstellungen in diesem Jahr in Mainz,<br />
D sseldorf und Bern noch diesen Begriff im Titel f hren. 45 In den folgenden Jahren<br />
wurden solche Bezeichnungen immer seltener benutzt (vgl. Kunst 1945-1985, 454 ff.).<br />
Es scheint so, als habe man sich dieses offiziell allzu negativ besetzten Begriffs damals<br />
mit Bewußtsein erst entledigen m ssen. Von diesem Ringen, von diesen Anstrengungen<br />
aber sind Spuren geblieben, die sich auch in der skizzierten Rezeptionsgeschichte wiederfinden<br />
lassen. Im Zentrum aber steht die Frage, wodurch das „deutsch“ m glicherweise<br />
ersetzt wurde bzw. inwieweit es sich in die Definition und Deutungsmuster der<br />
„abstrakten“ Malerei einschrieb, ohne nftig noch benannt werden zu m ssen.<br />
Die „abstrakte“ Kunst war schließlich nicht pl tzlich nach dem Krieg die Kunst des<br />
freien Westens, liebstes Kind der Feuilletonisten, Ausstellungen und Galerien. Die 50er<br />
Jahre, die heute im Mittelpunkt des Interesses bei den Forschungen zur „abstrakten“<br />
Kunst in der fr hen Bundesrepublik stehen, beginnen nicht bei Kriegsende, sondern folgen<br />
f nf auch kulturell ußerst ereignisreichen Jahren, die auch ein gewichtiges St ck<br />
Kunstgeschichtsschreibung der „abstrakten“ Kunst umfassen. 46 „Was zur Durchsetzung<br />
45 Mainz: Neue Deutsche Kunst; D sseldorf, Bern: Moderne Deutsche Kunst seit 1933.