26.12.2013 Aufrufe

Download (8Mb)

Download (8Mb)

Download (8Mb)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

64<br />

Kapitel 2<br />

konstruiert. Die Demontage wird also 1947 als schon erledigt dargestellt. Die Zeit und<br />

der Krieg h tten Vorarbeit geleistet, so daß den Nachkriegs-Abstrakten nur noch die<br />

ehrenvolle Aufgabe zukomme, die Scherben zusammenzukehren und auf der Basis einer<br />

l ngst begonnenen Entwicklung eine neue Ordnung und Harmonie zu formen. Die<br />

Stichw rter f r diese neue Kunst sind nun Aufbau, Harmonie und der Weg aus dem<br />

Chaos.<br />

Durch diese Darstellung gelingt es Domnick, die 'Dreckarbeit' der destruktiven<br />

Revolution nun retrospektiv ausschließlich den Expressionisten zuzuschieben, die er als<br />

Gegenpol aufbaut. Statt des 'Bruchs' 1933/1945 wird der 'Bruch' in der Kunst-Geschichte<br />

mit dem Beginn der Moderne - bei Domnick zwischen 1907 und 1912 38 - diskutiert und<br />

zum Ausgangspunkt der Legitimationsstrategien gemacht. Die destruktive Seite dieses<br />

einstmaligen nstlerischen Umbruchs repr sentiert in dieser Konstruktion der<br />

Expressionismus, die Fr chte sollen nun - 1947! - in Form der abstrakten Kunst geerntet<br />

werden. Der 'Bruch' durch den Nationalsozialismus und das Jahr 1945 wird dagegen als<br />

bloße „Episode“ (Domnick 1947, 13) und bestenfalls als Katalysator bezeichnet, der als<br />

wichtiger und einzig diskutabel die weit fr here Entstehung, die „Samenlegung“ (1947b,<br />

123) einer neuen „Epoche“ (1947, 16) gegen bergestellt wird. Diese Epoche aber hat<br />

nach der internen Logik dieser Argumentationen l ngst begonnen, sie wird als das<br />

Resultat einer ganz normalen, teleologischen Entwicklung eingef hrt (vgl. auch Herlemann<br />

1989, 28-30). Diese These von einer normalen, ja notwendigen Entwicklung<br />

transportiert ihrerseits die Vorstellung, daß die abstrakte Kunst in einer gewachsenen,<br />

legitimen, wertgebenden Tradition stehe. 39<br />

Diese Konstruktion erm glicht eine Diskussion ber das „Neue“ jenseits einer Auseinandersetzun<br />

ber den NS. Dieses „Neue“ aber wird als gesichertes Terrain und historisch -<br />

zumindest im Ausland - weitgehend legitimiert dargestellt. So wird eine Verkn fung des<br />

proklamierten „Neuen“ mit einer erhaltenswerten „Tradition“ unter Umgehung des NS<br />

m glich. Auf dieser Basis deklariert Domnick die Abstraktion als zwar formal erneuerte,<br />

inhaltlich aber - als einzig ad quate Reaktionsm glichkeit auf die Zeit - im Grunde traditionelle,<br />

klassische Kunst. Nach Domnick wurzelt die abstrakte Kunst tief in der hu-<br />

38 Der Zeitpunkt dieses behaupteten Bruchs changiert allerdings von Autor zu Autor auff llig. Sedlmayr<br />

(1988) setzt diesen Bruch bereits mit der Franz sischen Revolution an, andere datieren ihn z. B. mit<br />

der Entstehung des ersten ungegenst ndlichen Gem ldes von Kandinsky.<br />

39 „Die Tabuisierung der Epoche [des NS; KB] und die Konstruktion statthaltender und entlastender<br />

Kontinuit t bedingen einander“ in der Kunstgeschichtsschreibun ber die im NS verfemte Kunst,<br />

schreibt auch Hinz (1986, 20).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!