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Abstrakte Kunst als Modell einer neuen Ordnung 73<br />

werde. Diese Vorgestalt sei mit dem „Vorwissen“ im Sinne Nicolai Hartmanns vergleichbar,<br />

einem intuitiven Erkennen a priori.<br />

Domnick bezieht sich mit dem Begriff des „Vorwissens“ hier auf die Metaphysik der<br />

Erkenntnis Hartmanns. 49 Um Domnick besser verstehen zu k nnen, ist eine genauere<br />

Erkl rung des Hartmannschen Erkenntnismodells angebracht. Hartmann lagert das gnoseologische<br />

Problem in ein ontologisches ein. Die Erkenntnistheorie m sse die Ontologie<br />

mit ber cksichtigen, um sowohl apriorische als auch posteriorische Erkenntnisvorg nge<br />

erkl ren zu k nnen. Deshalb lagert er das (ausgew hlte) Subjekt und das zu erkennende<br />

Objekt in eine gemeinsame Seinssph re ein. Das Subjekt sei Bestandteil derselben Sph re<br />

wie das Erkenntnisobjekt (vgl. 1949, 205 f.), auch wenn es Grenzen gebe, ber die das<br />

Erkennen nicht hinausreichen k nne. Mit einer modernen Terminologie k nnte man<br />

sagen, daß das Subjekt und das Erkenntnisobjekt ber eine gemeinsame Schnittmenge<br />

verf<br />

en. Auf der Basis dieser Schnittmenge sei apriorisches Erkennen m glich, weil das<br />

zu Erkennende gleichzeitig ein Teil des Subjekts sei. So werde das „Bild der seienden<br />

Welt“ im Subjekt projiziert (vgl. 1949, 209). „Hier er ffnet sich der Blick auf eine<br />

Seinssph re, die vom Bewußtsein aus nach innen zu gesehen ber das Subjekt hinausliegt,<br />

in Subjektbedingungen, die 'transsubjektiv' sind, mit denen das Subjekt also in einer<br />

Sph re transsubjektiver Seinsrelationen wurzelt.“ (321) 50 Di<br />

sthetisch-ideale Sph re<br />

aber sei dabei die umfassendste. „Es gibt zweifellos Seinsgebilde, die berhaupt nur in<br />

Form sthetischer Anschauung (Divination) dem Bewußtsein gegeben werden k nnen.“<br />

(220)<br />

Das „Transsubjektive“ (Domnick 1947, 19) und das „Vorwissen“ (1947b, 122, 129) sind<br />

die Begriffe, mit denen Domnick sich explizit auf Hartmann bezieht. Der K nstler, so<br />

f hrt Domnick aus, befreit sich im Moment der Intuition „nicht nur von Vorurteilen,<br />

sondern auch Wissens<br />

tern und theoretischen vorgefaßten Meinungen“ (122) und erlebt<br />

ein „Vorwissen“, das aus der Sph re des sthetisch-Idealen, dem „Transsubjektiven“,<br />

sch pfe.<br />

Diese F higkeit zum Abbilden des „Vorwissens“ aber sei an die<br />

nstlerische Pers nlichkeit<br />

des K nstlers gekoppelt, „wobei wir unter Pers nlichkeit den ganzen Komplex<br />

49 Der Begriff des „Vorwissens“ ist kein spezifischer Ausdruck in Hartmanns Philosophie. Er taucht nur<br />

an einer Stelle auf (vgl. 1949, 448). Gel ufiger ist bei Hartmann f r das gleiche Ph nomen der<br />

Begriff der „Vorerkenntnis“, der ebenfalls die Antizipation einer m glichen Erkenntnis meint.<br />

50 Der Begriff f r dieses „Transsubjektive“ ist bei Hartmann eigentlich das „Transobjektive“, weil es<br />

perspektivisch ber das Objekt hinausreicht (vgl. 1949, 52). In dem spezifischen zitierten Fall<br />

erscheint es aber als das „Transsubjektive“, das mit dem „Transobjektiven“ identisch ist. Domnick<br />

w hlt auch hier einen seltenen und relativ unspezifischen Begriff Hartmanns.

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