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Mit abstrakter Kunst auf dem Weg zur ck in die Zivilisation 133<br />
wicklung gehandelt wurde. Setzt man dies als eine der Grundlagen des damaligen<br />
Kunstdiskurses, so kann man Rebays Ansatz auch als einen R ckzug aus dem Parcours<br />
der utopischen gesellschaftlichen Konzepte verstehen: Es soll keine Gesellschaft mehr<br />
ge ndert werden, Kunst soll kein Verfahren mehr vorgeben, vermittels ideologischer<br />
Systeme Herrschaft zu begr nden. Was von marxistischer Seite aus als negativ gelesen<br />
wurde - ein mangelnder Bezug zur aktiven Politik -, versteht sich in den Augen der<br />
Bef rworter der abstrakten Kunst als positiv (vgl. auch Horacek 1996, 180) und wurde<br />
nach den kulturpolitischen Ereignissen des NS als Vorteil gelesen.<br />
Dieser R ckzug der Kunst aus der Politik gelang zumindest in diesem Fall nicht, das<br />
Interesse der amerikanischen Besatzungsbeh rden an Rebays Ausstellung und die sp tere<br />
bernahme durch den United States Information Service (vgl. Lukach 1983, 280) sind<br />
ein Indikator daf r, daß die von Rebay skizzierte Haltung den politischen Zielen der<br />
Vereinigten Staaten entgegenkam. Im Vorwort des Ausstellungskataloges legte Kurt<br />
Martin noch großen Wert auf den unabh ngigen Status der Ausstellung. Das<br />
Lippenbekenntnis zu einer unpolitischen Kunst mit therapeutischen Qualit ten trug<br />
ungeachtet der politischen Instrumentalisierung dieses Ansatzes zur weiteren Popularisierung<br />
der abstrakten/ungegenst ndlichen Kunst bei.<br />
Inszenierte Reinheit: Die Ausstellung zwischen amerikanischer Frische<br />
und deutscher Romantik<br />
Eine fotografierte Innenansicht der Ausstellung an ihrem ersten Ort, in Karlsruhe, 51 zeigt<br />
weißgestrichene kubische Hallen und einige wenige Stellw nde (Abb. 18). Sitzgelegenheiten<br />
in der Mitte laden ein zum meditativen Kunstgenuß, aber es sind keine Ausstellungsbesucher<br />
abgebildet. Die Bilder wurden vereinzelt geh ngt, ihre „Aura“ wird großz<br />
ig respektiert; der lichtdurchflutete, leere weiße Raum rings um die Bilder pr sentiert<br />
sie als hermetische Einzelst cke von zeitloser sthetischer Reinheit. 52 Nur die Stellw nde<br />
verweisen in dieser Inszenierung auf den tempor ren Charakter dieser Ausstellung.<br />
51 Daß Rebay sich selbst mit pr isen Anweisungen um die H ngun mmerte, ist nicht nachweisbar,<br />
kann aber angesichts der verwandtschaftlichen Beziehungen zu Kurt Martin und dem großen Wert,<br />
den sie auf die Pr sentation legte, mit hoher Sicherheit angenommen werden, zumal ihre erste Reise<br />
ins Nachkriegsdeutschland in dieses Jahr fiel.<br />
52 Die extrem großz ige H ngung ist bei Rebay seit langem Konzept, die Assoziation zu einem sakralen<br />
Raum, einem Kunsttempel, formulierte sie schon 1930. Gestalterisch versuchte sie dieses Konzept<br />
in den Neubaupl nen des Museum of Non-Objective Painting, das schließlich als Guggenheim Museum<br />
in New York er ffnet wurde, zu realisieren. Auch dieses Konzept lebt davon, die Versprechen<br />
eines klassischen Museums erstmals auf die non-objektive Kunst z bertragen und jene damit in den<br />
Kanon der traditionellen gesicherten Werte zu erheben. Gemeinsam mit den sie umgebenden R umen<br />
werden die Bilder als Gesamtkunstwerk (das Guggenheim-Museum war urspr nglich nicht f r