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186<br />

Kapitel 4<br />

Identit tsfindung konstruiert, und diese Teilhabe kann nun auch ber den Erwerb von<br />

Gebrauchsgegenst nden erfolgen. Damit wird das „Sch pferische“, das zu einer neuen,<br />

m nnlich konnotierten Identit t f hre, zu einem Handelsfaktor. Der Erwerb und Besitz<br />

von „sch nen“ Gebrauchsgegenst nden kann nun ebenso wie die Betrachtung der abstrakten<br />

Kunst eine Teilhabe am sch pferischen „Geistigen“ garantieren. Auch der Manager,<br />

dem jedes sch pferische Talent abgesprochen wurde (vgl. Engler 1952; siehe S.<br />

181), kann so am Modell der nationalen Aufbaukraft der K nstler partizipieren und dies<br />

vermutlich ohne Probleme mit seiner wirtschaftlichen Potenz identifizieren.<br />

Bei der Beschreibung dieser „Form“ geht Meissner vor allem auf die Linien und Formen<br />

ein, die die Kr fte symbolisierten, „auf denen unser Leben aufgebaut ist.“ (1950, 14)<br />

„Das hat unser Gef hl f r die Sprache der Linie und Form außerordentlich verfeinert.“<br />

(15)<br />

Schon in den Darmst ter Gespr chen 1950 formulierte ein Gespr hsteilnehmer diese<br />

Ver nderung der Rezeptionsf higkeiten, ausgerechnet am Beispiel der Mode: Eine Frau,<br />

die pr fe, ob ihr ein bestimmter Hut stehe, suche „in Wahrheit ihr inneres Gleichgewicht,<br />

aber sie sucht dieses Gleichgewicht in einer Wesensform, nicht in einer Abbildsform.“<br />

(Westpfahl in Evers 1951, 212) „Und diese Art der Balancefindung bedeutet in Wirklichkeit<br />

seelisches Gleichgewicht, und zwar seelisches Gleichgewicht in der Form der erscheinenden<br />

Gestalt. Die Mode, bei der Frau ist das ganz klar, ist in Wirklichkeit die<br />

Gestalt des inneren Wesens der Frau, d. h. sie gestaltet ihre Aura“ (ebd. 213). Jeder<br />

Mensch sei auf diese Weise „mitten im Prozeß der abstrakten Kunst drin.“ 50 Westpfahl<br />

behauptet als eine wesentliche Eigenschaft der abstrakten Kunst die Abwesenheit eines<br />

funktionalen, materiellen Aspekts. Im Gegenteil sei sie Ausdruck h herwertiger innerer,<br />

geistiger Prozesse. Diese Eigenschaft der abstrakten Malerei sei auch auf andere Bereiche<br />

bertragbar. Selbst die Mode, grunds tzlich ein mit Weiblichkeit und oberfl hlicher<br />

Materialit t verkn fter Bereich, kann durch die bertragung dieses theoretischen Modells<br />

der abstrakten Kunst zu einem Ausdruck des „inneren Wesens“ uminterpretiert<br />

werden. Das weiblich konnotierte Materielle, K rperliche und Oberfl hliche, das der<br />

Mode traditionellerweise zugesprochen wird, soll durch die an der abstrakten Kunst geschulte<br />

Betrachtungsweise aufgehoben werden, ohne zu verschwinden.<br />

50 Das Protokoll der Darmst ter Gespr che notiert an dieser Stelle: „Beifall - Lachen.“

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