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122<br />

Kapitel 3<br />

1990, 29), 40 und besonders h ufig wurde der Begriff auf K nstler und Schriftsteller angewendet<br />

(vgl. z. B. Evers 1951, 97). Die Erfahrungen der „inneren Emigration“ m ndeten<br />

auf diese Weise in einem Pers nlichkeitskult. Sie wirkten sich nicht nur auf das Verst<br />

ndnis vom K nstler aus, sondern waren auch ein allgemein anerkanntes Vorbild f r die<br />

Rezipienten. Hier liegt die Basis f r die zwielichtige und gleichwohl identit tsbildende<br />

Haltung gegen ber dem Nationalsozialismus: „das habe ich (nicht) getan...“ (Klenke/<br />

Tholen 1988, 61 f.).<br />

Politisch wurde der Individualismus in den sp ten 40er Jahren vor allem als Gegenkraft<br />

zum Kollektivismus, der damals als eines der Hauptmerkmale des NS und des Sozialismus<br />

verstanden wurde, formuliert (vgl. Hermand 1989, 67). Da der Diskurs ber den<br />

Wert der Pers nlichkeit zum Teil von so namhaften Wissenschaftlern wie Max Horkheimer,<br />

Theodor Adorno (Dialektik der Aufkl rung 1947) und Hannah Arendt (The<br />

Origins of Totalitarism 1951) unterst tzt wurde, habe diese Einstellung sich nicht nur in<br />

einer neoliberalen Wirtschaftspolitik der jungen Bundesrepublik ausgedr ckt, sondern<br />

auch in der Gesellschaftstheorie: „Die einzige Gegenkraft zu solchen Tendenzen ins Totalit<br />

re und Massenhafte sahen diese Neo- und Rechtsliberalen in einem Pers nlichkeitsdenken,<br />

das sich allen herrschenden Ideologien zu entziehen sucht und auf seiner eigenen,<br />

unabh ngigen, ungef rbten, ideologielosen Meinung besteht.“ (Hermand 1989, 67;<br />

vgl. auch Held 1981, 21 f.) Der Politik aber wurde aus diesen Gr nden in den ersten<br />

Nachkriegsjahren h ufig ein trotziges „ohne mich“ entgegengehalten (vgl. Bracher 1991,<br />

24).<br />

Rebays Co-Autor im Karlsruher Ausstellungskatalog Kurt Martin unterstreicht diesen<br />

individualistischen Aspekt. Er betont als Besonderheit dieser Ausstellung, daß sie auf<br />

privater Initiative gr ndete: „Diese erste amerikanische Ausstellung in Deutschland [...]<br />

ist nicht vom American Military Government organisiert worden, sondern durch die<br />

Verbindung der Museen untereinander und pers nliche Bem hungen zustande gekommen.“<br />

(1948, 8) Es war in diesen Jahren geradezu ein G tesiegel f r eine Ausstellung,<br />

wenn sie privater Initiative entsprang und nicht „von oben her inauguriert worden“ war -<br />

so der Darmst dter B rgermeister Ernst Schroeder zur Er ffnung der Darmst<br />

ter Gespr<br />

che 1950 (Evers 1951, 7).<br />

Hierin ist weniger eine besonders fr he Reaktion auf die Vorw rfe der staatlichen Lenkung<br />

der Kunstentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland zu sehen (siehe S. 22) als<br />

40 Im Sinne Ringers (1983) werden sie damit als vorherrschende gesellschaftliche Gruppe in der Nachfolge<br />

des „Mandarinentums“ definiert, in dessen Tradition die Konstruktion „innere Emigration“ ja<br />

auch steht.

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