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Textdokumentation 229<br />
Diese erste amerikanische Ausstellung in Deutschland, die von Karlsruhe aus ber M nchen<br />
durch weitere deutsche St dte wandert, ist nicht vom American Military Government organisiert worden,<br />
sondern durch die Verbindung der Museen untereinander und pers nliche Bem hungen zustande<br />
gekommen. Nur so war es m glich, die Schwierigkeiten z berwinden, die jedem solchen Unternehmen<br />
immer noch und in ungew hnlichem Maße entgegenstehen. Wir m chten deshalb auch an dieser Stelle<br />
betonen, wie dankbar verpflichtet wir uns Miß Hilla Rebay und Mr. Solomon R. Guggenheim f r ihre<br />
Mitwirkung und Unterst tzung f hlen.<br />
Die Ausstellung "Gegenstandslose Malerei in Amerika" ist letztes Jahr in Paris und anschließend<br />
in Z rich gezeigt worden; sie wird von Deutschland aus nach Amsterdam und London gehen, um dann<br />
nach New York zur ckzukehren. Zum erstenmal sind wir wieder in den internationalen Turnus einer<br />
Ausstellung einbezogen, wie es fr her als selbstverst ndlich betrachtet wurde. Dies zu erw hnen, erscheint<br />
uns nicht unn tig, denn wir brauchen das immer noch karge und zuf llige Gespr ch ber die<br />
Grenzen hinweg und mehr noch den geistigen und kulturellen Austausch. Menschen und V lker, die<br />
nur mit sich selber sprechen, werden untauglich f r eine gr ßere nationale [sic] und internationale<br />
Gemeinschaft, die von vielen gew nscht wird und von allen erstrebt werden sollte.<br />
Kurt Martin<br />
Direktor der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe<br />
6.2.2 Rebay ber gegenstandslose Malerei<br />
Gegenstandslose Malerei<br />
Gegenstandslose Malerei bildet keines der uns auf dieser Welt gel ufigen Dinge oder Lebewesen ab. Sie<br />
will nichts anderes sein als ein sch nes, rhythmisch gegliedertes Gebilde aus Farben und Formen, das<br />
durch seine Sch nheit allein erfreuen soll. Die Proportionen der Leinwand oder des Blattes selbst bestimmen<br />
diese Gliederung, die wie ein musikalisches Kunstwerk kontrapunktischen Gesetzen gehorcht.<br />
Das Grundmotiv eines Bildes gibt den Ausschlag f r seinen Aufbau, der dann dem Gesetz seines<br />
eigenen Rhythmus folgt. Ein solcher Kunst noch ungewohnter Betrachter wird diese Gesetzlichkeit nicht<br />
von vornherein erkennen; erst nach l ngerem Umgang mit diesem Werk wird er im Unterbewußten die<br />
Wirkung seiner Sch nheit und Vollendung an sich erfahren und seine im Geistigen begr ndete<br />
lebendige Gesetzlichkeit zu verstehen beginnen.<br />
Die gegenstandslose Malerei spricht zu denen, die f r reine Sch nheit empf nglich sind. Selbst<br />
wenn Formen wie Kreis, Viereck oder Dreieck Verwendung finden, Formen, die man in solchem Zusammenhang<br />
f lschlich als geometrische bezeichnet, so sind sie hier doch rein nstlerischer Natur. An<br />
und f r sich betrachtet bestand die reine Form ja schon lange, bevor man etwas von Geometrie wußte,<br />
und Geometrie von sich aus war niemals imstande, diese Formen in Kunst zu verwandeln: das ist allein<br />
Aufgabe des [Seite 10:] K nstlers. Zweifellos sind aber nur wenige K nstler solcher Verwandlung f -<br />
hig, w hrend die Mehrzahl der Menschen dagegen imstande ist, die sichtbare Realit t photographisch<br />
oder zeichnerisch abzubilden.<br />
Sicherlich ist es leicht, aus Farben und Formen ein Ornament oder einfaches Muster zu entwerfen;<br />
aber wie sich in der Musik eine Sonate durch Melodie, Rhythmus und Kontrapunkt vom einfachen<br />
Ton unterscheidet, den jeder anzuschlagen vermag, so ist es auch in der gegenstandslosen Malerei. Nur<br />
daß bei ihr, im Gegensatz zur Musik, das Auge als aufnehmendes Organ angesprochen wird. Mag der<br />
Betrachter zun chst einfach sein Gefallen am Spiel der Formen empfinden, so wird er allm hlich doch<br />
dahin gelangen, auch die l uternden und entspannenden Kr fte eines Bildes zu erfahren, dessen Sch n-<br />
heit im Geistigen, nicht im Sinnlichen beruht. Kunst ist ein solches Bild, insofern es Ausdruck sch pferischer<br />
Kr fte ist. Jedes Bild ist in jenem besonderen Sinne einzig, als es nicht etwas jemals in der<br />
Wirklichkeit Gesehenes oder mit Namen zu Nennendes kopiert, sondern nstlerischer Ausdruck der<br />
innersten seelischen und geistigen Kr fte seines Sch pfers ist. Die gegenstandslose Malerei bildet<br />
keinen Gegenstand der uns umgebenden Wirklichkeit ab; so soll man in ihr auch nichts suchen, was als