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68<br />

Kapitel 2<br />

Dazu geh rte auch die Zerschlagung, die Demontage des Alten, in diesem Fall der modernen<br />

bzw. expressionistischen Kunst stellvertretend f r die Weimarer Republik. Die<br />

„Formzertr mmerung“, die in der modernen Kunst gesehen wurde, war weder massenpsychologisch<br />

wirksam noch konnte sie die große Synthese hin zu einer neuen Klassik<br />

sinnf llig machen. „Es ging den Faschisten vorwiegend um das massen-integrierende<br />

Moment der Negation“, meint auch Berthold Hinz (1974, 30) und betont den identit tsstiftenden<br />

Aspekt eines solchen Vorgehens (vgl. 48; Hoffmann-Curtius 1991, 474). Wie<br />

Domnicks Ausf hrungen zeigen, war diese Negation offenbar so wirkungsvoll und umfassend,<br />

daß in der Nachkriegszeit eine eigene, neuerliche Demontage nicht mehr n tig<br />

war. „Und das Vakuum, welches entstanden war, da die am absoluten Ausdruck<br />

orientierte Kunst an ihrer sozialen Akzeptanz ebenso wie an ihrer weitgesteckten Utopie<br />

des Gesamtkunstwerkes gescheitert war, nutzten die Nazis geschickt aus: Der Frustration<br />

und Hilflosigkeit, mit der sich ihre Klientel dem 'labilen Weltbild' gegen bersah,<br />

begegneten sie werk sthetisch mit der Wiedereinsetzung der zentralen naturalistischen<br />

Figur, um die sich das Geschehen gruppieren sollte. Aber an der Metaphysik der Moderne,<br />

wonach die Kunst im Begriff war, einer neuen Epoche den Weg zu ebnen, hielt man<br />

fest: Die große Ver nderung, auf die alle warteten, wurde nun mit aller Macht inszeniert.“<br />

(Hein 1992, 203) „So geht es aus der Sicht des konservativen Denkens nun<br />

darum, die Erscheinungsformen der expressionistischen Kunst abzuqualifizieren, die<br />

theoretischen Konstrukte, soweit sie dem Deutschtum dienen, aber aufrechtzuerhalten.“<br />

(211)<br />

Das „Geistige“ sei dabei in den erneut idealisierten Gegenstand projiziert worden. Auf<br />

dieser Basis aber sei es dem NS gelungen, die „gesamten Anspr che von dreißig Jahren<br />

lebendigen Kunstgeschehens in einer gewaltsamen Synthese“ zusammenzuf hren (228).<br />

„Das ganze 'germanische' und in Restbest nden noch historische Inventar, welches der<br />

nordische Expressionismus auf den Nenner eines ethnisch gebundenen sch pferischen<br />

Aggregatzustandes hatte ver rzen m ssen, kann nun wieder zum Vorschein gebracht<br />

werden; schlichter Naturalismus als Erbe des 19. Jahrhunderts und Spiritualit t als Erbe<br />

des Expressionismus erg nzen sich hervorragend im Hinblick auf ihr gemischtes Publikum.“<br />

(215) „Die Bezeichnung 'magischer Realismus'„, schreibt Hein, „trifft die Wirkweise<br />

der 'nachexpressionistischen Kunst' in diesem Falle besser, wird doch nunmehr<br />

auch den banalen Dingen der allt glichen Erfahrung eine magische Dimension gegeben,<br />

wovon vor allem die Technik profitiert. Im Hinblick auf die Kunst des Faschismus und

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