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228<br />

Textdokumentation<br />

Seit einigen Jahrzehnten jedoch scheint sich auch in der amerikanischen Malerei eine neue Entwicklung<br />

herauszubilden, die wie der Roman, jedoch mit geringerer Wirkung auf Europa, danach strebt,<br />

das Besondere des Amerikanischen nstlerisch zu verarbeiten. Nach der ganzen gesellschaftlichen<br />

Struktur der USA berrascht es nicht, daß die Museen in diesem Prozeß eine wesentliche Rolle spielen,<br />

nicht nur wegen ihres außerordentlichen Besitzes, der ein Kulturbewußtsein zu f rdern, ja zu bestimmen<br />

vermag, auch wenn er nicht aus der eigenen Tradition des Landes hervorgegangen ist, sondern ebensosehr<br />

durch die gestellte Aufgabe, die fast ausschließlich erzieherisch verstanden wird. Nur so l ßt sich<br />

erkl ren, daß selbst moderne und modernste Kunst nicht von einer kleineren oder gr ßeren Vereinigung<br />

von K nstlern getragen und vertreten wird, sondern wesentlich von Museen, die als die aktiven Kr fte<br />

vor der ffentlichkeit und f r sie wirken. In diesem Sinne ist das Museum of Non-Objective Painting in<br />

New York nicht nur wegen seines Inhaltes und der von ihm vertretenen Kunstauffassung, sondern gerade<br />

auch in Hinsicht auf die bewußte Aktivit t seiner publicity eines der fortschrittlichsten der Welt.<br />

F r deutsche Betrachter und wohl auch f r europ ische, die an eine Tradition gew hnt und zugleich von<br />

ihr belastet sind, muß es berraschend sein, ein großes Museum mit Hunderten von gegenstandslosen<br />

Bildern zu durchwandern und zu erfahren, daß diese Kunst ihr aufnahmebereites und keineswegs snobistisches<br />

[Seite 7:] Publikum gefunden hat, wie dies mit statistischer Gr ndlichkeit und amerikanischer<br />

Offenheit aus den Museumsberichten hervorgeht.<br />

Die gegenstandslose Malerei, so genannt im Gegensatz zu abstrakter Malerei, die immer vom<br />

Gegenstand ausgeht und diesen Gegenstand mehr oder weniger "abstrahiert", erhielt von Deutschland<br />

ihre entscheidenden Impulse. Kandinsky hat in M nchen und sp ter am Bauhaus in gemeinsamer T -<br />

tigkeit mit Moholy-Nagy und schließlich in Berlin wesentliche Jahre seines Schaffens und seiner Entwicklung<br />

erlebt. In Berlin wirkten lange Zeit auch Rudolf Bauer und Hilla Rebay, die dann in New York<br />

mit der Unterst tzung von Solomon R. Guggenheim und neben ihrer eigenen nstlerischen Arbeit eine<br />

ebenso bedeutende wie umfangreiche Sammlung zusammenbrachte, sie zum Museum of Non-Objective<br />

Painting vereinigte, das sie selbst mit erstaunlicher Tatkraft und Umsicht leitet, um ihm jetzt nach<br />

einem außerordentlich interessanten Projekt von Frank Lloyd Wright seine en ltige Gestalt in der<br />

Fifth Avenue zu geben.<br />

Der Durchbruch zur gegenstandslosen Malerei ist eine europ ische Leistung, in ihre Entwicklung<br />

aber hat sich Amerika selbst ndig und tragend eingef t. Denn das Amerikanische, das aus dieser Malerei<br />

spricht und sie von der gleichartigen europ ischen unterscheidet, scheint mir in einer optimistischen<br />

Grundhaltung zu liegen. Man will dem Betrachter innere Freiheit und Unabh ngigkeit, Freude<br />

und Genuß vermitteln, man w nscht ihn zu erheben. Vielleicht ergibt sich aus dieser Grundhaltung<br />

heraus jenes Ausgleichende, das bei aller Verschiedenheit der einzelnen Pers nlichkeiten das Gemeinsame<br />

in dieser Ausstellung ist, wobei wir uns bewußt sind, daß die Betonung der "musikalischen M g-<br />

lichkeiten" in der bildenden Gestaltung diesen Eindruck f rdert. Es [Seite 8:] ist deshalb kein Zufall,<br />

wenn das Museum of Non-Objective Painting gerade diese nstlerischen Probleme besonders untersucht,<br />

um so die gegenstandslose Malerei mit Tanz, Film, B hne und nicht zuletzt mit der Musik selbst<br />

zu verbinden. 3<br />

3 Kurt Martin bezieht sich hier auf die vom Museum zwischen 1942 und 1952 finanzierte Arbeit von<br />

Charles R. Dockum und Thomas Wilfred an einem "Farb-Organ". Roland von Rebay, Hilla Rebays<br />

Neffe, der 1948-52 zusammen mit seiner Tante das Projekt verfolgte, er hlte mir in einem Gespr ch<br />

im Fr hjahr 1989, es habe sich um eine Multimedia- bzw. Diashow gehandelt. Mit Hilfe einer<br />

ausgekl elten Maschine habe Dockum versucht, auf einer Leinwand wechselnde Farbkombinationen<br />

zu projizieren. Mit heutiger Video- und Computertechnik sei das kein Problem mehr, die Zeit sei aber<br />

damals noch nicht reif f r solch ein Projekt gewesen und deshalb habe es scheitern m ssen (vgl. auch<br />

Lukach 1983, 225). Rebay richtete auch das Guggenheim Film & Light Institute am Museum ein, das<br />

ein Archiv f r ungegenst ndliche, experimentelle Filme und ein Studio umfaßte. Hierbei st tzte sie<br />

sich auf die Ideen Hans Richters und Oskar Fischingers, von denen sie auch viele Arbeiten f r das<br />

Archiv erwarb.

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