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Mit abstrakter Kunst auf dem Weg zur ck in die Zivilisation 129<br />
Sch ler gezeigt, „erschien Technik [in den USA; KB] prim r als Voraussetzung<br />
wirtschaftlicher Egalit t, nationaler Einheit und damit als Garant der Demokratie<br />
schlechthin; diese berzeugung r ckte zugleich Wissenschaft und Erfindung in das<br />
Zentrum des zeitgen ssischen Fortschrittsglaubens.“ (1990, 21; vgl. auch Bignens 1992,<br />
70) Selbst die Erfahrung der Atombombe ließ diesen Fortschrittsglauben nicht<br />
abbrechen, vielmehr wurde der Erfolg dieses R stungsprojektes in den USA als eine der<br />
Voraussetzungen f r einen weltweiten Frieden angesehen (vgl. Sch ler 1990, 95).<br />
Diese ideologische Bedeutung der Technik schimmert auch durch Rebays ußerungen,<br />
zus tzlich zeigt sich bei ihr eine Besonderheit, die den Graben zum im klassischen Sinne<br />
konservativen Publikum weiter vertieft haben rfte: In ihren Rundbriefen - die schließlich<br />
auch f r eine zwar begrenzte, aber elit re, im kulturellen Leben verwurzelte ffentlichkeit<br />
bestimmt sind - gibt sie Beispiele f r die „technische“ berlegenheit der USA,<br />
die in krassem Gegensatz zu den Beispielen stehen, mit der die technische Entwicklung<br />
gew hnlich gew rdigt wird: schnittige Sportwagen, Ozeanriesen und Flugzeuge. Rebay<br />
h tte sich durch Erw hnung des in Planung befindlichen Museumsneubaus in New York<br />
diesem Tenor anschließen k nnen, aber sie f hrt statt dessen Haushaltsger te an, die den<br />
K nstlern das Leben erleichtern sollen, z. B. einen programmierbaren E-Herd. Erst eine<br />
hohe geistige Entwicklung berechtige zur Benutzung dieser Neuerungen (vgl. Rebay<br />
1948, Nr. 29).<br />
Ihre Ausf hrungen zeigen in diesem Punkt eine seltsame Dissonanz. Zivilisation und<br />
Technik wurden im Rahmen des traditionellen bildungsb rgerlichen Diskurses ohnehin<br />
als „oberfl hliche“ Werte zweiten Ranges hinter der Kultur und den „geistigen Werten“<br />
angesehen. Rebay bringt nun die Technik zus tzlich in einen Zusammenhang mit dem<br />
weiblich besetzten Haushalt und w hlt damit den Bereich der Technik, der vermutlich<br />
aus der traditionellen bildungsb rgerlichen Perspektive betrachtet am wenigsten<br />
Reputation besitzt. Es ist unwahrscheinlich, daß Rebay aus einem tieferen Verst ndnis<br />
der deutschen Bedrohungserfahrung durch die Technik hiermit ihre Strategie pr sentiert,<br />
die Technik zu verharmlosen. 48<br />
Als zus tzlicher Anreiz f r die Rezeption der abstrakten Kunst w rden ihre Ausf hrungen<br />
nur dann funktionieren, wenn sie sich an eine neue, sich von den Ideen des traditio-<br />
48 Drei Fragen interessieren an dieser Stelle: Konnte sie sich das - ausgerechnet als Frau - leisten und<br />
warum? Welche Auswirkungen hatte dies auf die Rezeption ihrer Ansichten? Baute der - wiewohl<br />
hochtrabende - Pragmatismus ihrer Erl uterungen Abgrenzungsbestrebungen gegen diese Kunstrichtung<br />
seitens der Vertreter der „hohen“ Kunst auf? Leider bietet das von mir ausgewertete Material<br />
ber Rebay hierauf keine Antwort.