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Kapitel 3<br />

respektiert (vgl. Brumlik 1993). Vermutlich zeigt sich hier wiederum eine am Umfeld<br />

Guggenheims geschulte Argumentation. Die Familie Guggenheim war j ischen<br />

Glaubens, und, wie Syamken (1993, 27) beschreibt, griffen j ische Kunstkritiker,<br />

H ndler und Sammler aus religi sen Gr nden die ungegenst ndliche Kunstrichtung<br />

begeistert auf (vgl. auch Kampf 1987, 94 f.). Allerdings wurde in der Kampagne<br />

„Entartete Kunst“ die moderne Kunst auch als „j ische Kunst“ verunglimpft. Noch nach<br />

dem Krieg wurde die moderne Kunst abwertend als „j isch“ bezeichnet (vgl.<br />

Straka/Suermann 1983, 282). Es bleibt unklar, ob Rebay mit diesem Bezug bewußt einen<br />

provokativen Beitrag zur deutschen Debatte leisten wollte. Ihren Sammelbriefen ist zu<br />

entnehmen, daß sie sich auf eine Art Universalreligion bezieht, 31 und daß letzten Endes<br />

die Kunst die Rolle der Religion bernehmen m sse. 32 Im Ausstellungskatalog verzichtet<br />

sie auf jede weitere Erl uterung und f hrt fort: „Religi s gesinnte K nstler empfanden<br />

die innere Verpflichtung als erste; sie verzichteten auf bloße Nachbildung der Natur und<br />

suchten daf r nach jener tiefen Konzentration und Selbstdisziplin, die zum Wesen des<br />

eigentlich Sch pferischen geh rt.“ (11) Die beschriebenen K nstler werden also durch<br />

die Schl sselw rter „Konzentration“, „Selbstdisziplin“ und „religi s“ als mit b rgerlichen<br />

Tugenden ausgestattet dargestellt. Obwohl Rebay mit dem Bezug auf das alttestamentarische<br />

Abbildverbot ein unsicheres argumentatives Terrain betritt, spricht sie doch<br />

grunds tzlich mit der Religiosit t einen Aspekt an, der in der deutschen Debatte um die<br />

„abstrakte“ Kunst schon bald an Bedeutung gewinnen sollte.<br />

Der „Verlust der Mitte“ im Sinne Sedlmayrs ist auf eine in seinen Augen fortschreitende<br />

S kularisierung zur ckzuf hren, eine Position, die Sedlmayr noch l ngere Zeit, auch mit<br />

neuen Texten, vertrat: der Atheismus sei das entscheidende Kriterium der modernen<br />

Malerei, schreibt er 1950. Doch bereits 1949 wird in K ln die Ausstellung Christliche<br />

Kunst der Gegenwart er ffnet. „Am Eingang zu dieser Ausstellung konnte man einen<br />

Satz aus der p pstlichen Enzyklika 'Mediator Dei' vom Jahre 1947 lesen; er lautet: 'Man<br />

soll nicht allgemein und von vornherein die neuen Formen und Bilder zur ckweisen; es<br />

ist durchaus notwendig, daß man [...] auch der modernen Kunst freie Bahn l ßt [...].'<br />

31 1952 schreibt sie in einem ihrer Rundbriefe: „Ja, es w re bl de, einen Christus abzulehnen, weil ein<br />

Buddha, ein Lao Tze oder Mohammed gelebt haben, die doch immer bloß dasselbe auf verschiedene<br />

Weise lehren.“ (Nr. 106)<br />

32 1937 schreibt Rebay im Second Enlarged Catalogue of the Solomon R. Guggenheim Collection of<br />

Non-objective Painting: „Non-objectivity will be the religion of the future. Very soon the nations on<br />

earth will turn to it in thought and feeling and develop such intuitive powers which lead them to<br />

harmony.“ (zit. nach Lukach 1983, 96) Auch hierin folgt Rebay dem Gedankengut Kandinskys (vgl.<br />

Ringbom 1982, 100).

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