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Sektoruntersuchung Stromerzeugung ... - Bundeskartellamt

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<strong>Sektoruntersuchung</strong> <strong>Stromerzeugung</strong>/Stromgroßhandel (B10-9/09) Bericht ● Januar 2011<br />

den Grenzkuppelstellen kommt, kann die Summe der Gesamtkapazitäten nicht den insgesamt<br />

tatsächlich zur Verfügung stehenden Kapazitäten entsprechen.<br />

2. Ökonomisch hängt der Anreiz zu Importen und Exporten vom Preisniveau aller betroffenen<br />

Länder ab. So ist davon auszugehen, dass bestehende Importkapazitäten nach Deutschland<br />

nicht genutzt werden, solange das Preisniveau im betreffenden Nachbarland über dem<br />

deutschen Preisniveau liegt. Erst wenn das deutsche Preisniveau über dem Preisniveau im<br />

Nachbarland liegt, exportiert ein dortiger Stromproduzent nach Deutschland. Aufgrund der<br />

relativen Größe von Deutschland im Vergleich zu den Nachbarn ist dann jedoch zu erwarten,<br />

dass Importe, die so hoch sind, dass sie das deutsche Preisniveau spürbar senken, zu erst<br />

recht spürbaren Preiserhöhungen im Exportland führen. Diese preisliche Reaktion kann eine<br />

Ausweitung des Imports nach Deutschland auch dann verhindern, wenn die technischen<br />

Importkapazitäten noch gar nicht ausgelastet sind. Darüber hinaus ist davon auszugehen,<br />

dass Engpässe auf den europäischen Strommärkten insbesondere aufgrund erhöhter<br />

Nachfrage häufig korreliert auftreten, dass also in der Regel mehrere benachbarte Länder<br />

betroffen sind. In diesem Fall ist eine Erhöhung der Importmenge aus dem Land, das<br />

ebenfalls betroffen ist, auch bei steigendem Preis nicht unbedingt zu erwarten.<br />

Beim <strong>Bundeskartellamt</strong> wurden in diesem Zusammenhang zwei Gutachten eingereicht. Erstens ein<br />

im Auftrag der E.ON AG erstelltes Gutachten von Frontier Economics und zweitens ein im Auftrag der<br />

Vattenfall AG erstelltes Gutachten von London Economics. In beiden Gutachten wird unterschiedlich<br />

mit der Möglichkeit von Stromimporten und –exporten umgegangen.<br />

Das Gutachten von London Economics verwendet die tatsächlich in jeder Stunde beobachteten<br />

Nettoimporte als Maß für die Importkapazitäten. Dieser Ansatz wäre dann tragfähig, wenn das<br />

Preisniveau auf dem deutschen Markt zu jedem Zeitpunkt der Analyse deutlich höher gewesen wäre<br />

als auf den benachbarten Märkten. Denn dann wäre zu erwarten, dass ebenfalls zu jedem Zeitpunkt<br />

alle technischen und ökonomischen Möglichkeiten zum Import nach Deutschland genutzt worden<br />

wären. Dies war aber nicht der Fall.<br />

Alternativ ermittelt London Economics einen RSI, bei dem als maximale Importkapazität die Summe<br />

der Nettotransferkapazitäten mit allen Nachbarländern Deutschlands verwendet wird. Die Kapazitäten<br />

werden dabei den beteiligten Firmen anteilig zu ihrem nationalen Marktanteil zugeschlagen. Bei<br />

dieser Berechnungsmethode sinkt die Anzahl der Stunden, in denen die zwei großen Anbieter<br />

marktmächtig sind, drastisch ab. So liegt der RSI eines Unternehmens zunächst in 47,7 % der Zeit<br />

unter 1,1. Bei Berücksichtigung der aufsummierten Interkonnektorenkapazität wäre dies nur noch in<br />

0,2 % der Zeit der Fall. Die Verwendung der Summe aller Nettotransferkapazitäten als Maß für die<br />

Situation, in der sich ein Kraftwerksbetreiber befindet. Dieser entscheidet vollständig darüber, ob die<br />

Kraftwerkskapazität dem Markt zur Verfügung gestellt wird oder nicht.<br />

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