Sektoruntersuchung Stromerzeugung ... - Bundeskartellamt
Sektoruntersuchung Stromerzeugung ... - Bundeskartellamt
Sektoruntersuchung Stromerzeugung ... - Bundeskartellamt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Sektoruntersuchung</strong> <strong>Stromerzeugung</strong>/Stromgroßhandel (B10-9/09) Bericht ● Januar 2011<br />
noch unzureichend funktionierten. Insgesamt führt dies zu einer ganz erheblichen Überschätzung der<br />
Fähigkeit ausländischer Stromanbieter den Preissetzungsspielraum der inländischen Stromanbieter<br />
zu kontrollieren. Inwieweit die Allokation von Interkonnektorenkapazitäten durch das Ende 2010<br />
eingeführte CWE-Market-Coupling verbessert wird und welchen Beitrag es zur Integration der<br />
beteiligten Märkte leisten kann, kann derzeit noch nicht beurteilt werden.<br />
Weiterhin wird in der Studie von einer Vielzahl von institutionellen, strukturellen sowie technischen<br />
Friktionen abstrahiert (z. B. verschiedene Handelsschlusszeiten der Börsen), die einer perfekten<br />
Marktausgestaltung im Wege stehen. Die Berücksichtigung solcher Friktionen dürfte die Fähigkeit<br />
ausländischer Anbieter bei einer Preiserhöhung in den deutschen Markt zu liefern und den<br />
inländischen Erzeugern Mengenverluste beizubringen erheblich verringern und so zu einem größeren<br />
Preissetzungsspielraum für die inländischen Erzeuger führen.<br />
Darüber hinaus muss kritisiert werden, dass die Autoren der Studie ein statisches System<br />
unterstellen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Strom insbesondere in<br />
kleineren Nachbarländern auf Basis der getroffenen Annahmen stark steigen dürfte. Denn<br />
entsprechend der getroffenen Annahmen entfallen eventuelle Importe aus Deutschland vollständig<br />
und gleichzeitig erfolgen in Höhe der berechneten NTC Exporte nach Deutschland, sofern das<br />
deutsche Preisniveau durch die unterstellte Preiserhöhung auch nur geringfügig über das Preisniveau<br />
des Nachbarlandes steigt. Eine solche höhere Nachfrage würde aber aller Wahrscheinlichkeit nach<br />
auch im jeweiligen Nachbarland zu teilweise deutlichen Preiserhöhungen führen. Dies könnte<br />
durchaus dazu führen, dass sich das Preisniveau in den Nachbarländern gegenüber dem deutschen<br />
Preisniveau nivelliert. Dann bestünde aber auch kein Anreiz mehr Strom nach Deutschland zu liefern.<br />
Derartige dynamische Aspekte berücksichtigt das einfache Modell der Studie aber nicht, womit die<br />
Aussagekraft erheblich eingeschränkt sein dürfte.<br />
Insgesamt führen die dargestellten Annahmen des Modells zu einer systematischen und<br />
möglicherweise erheblichen Überschätzung der Fähigkeit ausländischer Stromanbieter den<br />
Preissetzungsspielraum der inländischen Stromanbieter effektiv zu kontrollieren. Eine Notwendigkeit,<br />
den Strommarkt länderübergreifend abzugrenzen, kann daraus jedenfalls nicht abgeleitet werden.<br />
Die Studie von ESMT und Ockenfels betrachten die Frage nach dem Grad der Marktintegration<br />
zusätzlich aus einem anderen Blickwinkel. Dabei wird die Frage aufgeworfen, ob der Grad der<br />
Marktintegration ausreicht, um hinreichend niedrige Strompreise in Deutschland zu gewährleisten.<br />
Zur Beantwortung dieser Frage werden – unter der Annahme unbegrenzt verfügbarer<br />
Interkonnektorenkapazitäten – die Preisunterschiede zwischen dem deutschen und benachbarten<br />
Strommärkten herangezogen. Vereinfachend wird davon ausgegangen, dass sich das deutsche<br />
Preisniveau um 50 % des jeweils festgestellten Preisunterschiedes verändern. Die Studie kommt zu<br />
86