Sektoruntersuchung Stromerzeugung ... - Bundeskartellamt
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<strong>Sektoruntersuchung</strong> <strong>Stromerzeugung</strong>/Stromgroßhandel (B10-9/09) Bericht ● Januar 2011<br />
Im Ergebnis lagen bei Einbeziehung von Österreich die Werte für den RSI auf Basis von<br />
Jahresdurchschnittswerten für alle vier Erzeuger und beide Jahre um lediglich 0,01 bis 0,04 Punkte<br />
höher. Danach ergäben sich durch die angenommene Erweiterung des räumlich relevanten Marktes<br />
für die Frage der Normadressateneigenschaft keine im Ergebnis signifikanten Unterschiede.<br />
g) Berücksichtigung der Entwicklungen nach 2009<br />
Im Übrigen geht die Beschlussabteilung – nach vorläufiger Einschätzung – davon aus, dass die ab<br />
2009 von E.ON vollzogenen Veräußerungen (Abgabe von Erzeugungskapazität) hinsichtlich der<br />
Frage der Normadressateneigenschaft nicht zu entscheidenden Veränderungen geführt haben.<br />
Im Zusammenhang mit der Abgabe von Erzeugungskapazität durch E.ON hat insbesondere EnBW<br />
Kapazitätsanteile hinzugewonnen. Dies führt dazu, dass die Zahl der Stunden, in der der RSI von<br />
EnBW unter 1,1 lag, sogar leicht angestiegen sein dürfte. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund<br />
des Wiederanziehens der Konjunktur und der damit verbundenen Erhöhung der Nachfrage umso<br />
mehr für 2010. Auf Seiten von EnBW sind zudem noch die engen Verflechtungen mit der Electricité<br />
de France (EdF) zu berücksichtigen. So wird EnBW bislang gemeinsam von der EdF und dem<br />
Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke beherrscht. Beide Gesellschafter halten mittelbar<br />
je 45,01 % der Anteile und haben einen Konsortialvertrag über ein gemeinsames Vorgehen bei<br />
unternehmensstrategischen Fragen geschlossen. EdF wiederum verfügt über eine herausragende<br />
Marktstellung in Frankreich mit Erzeugungskapazitäten von über 70.000 MW. Diese Marktstellung in<br />
Frankreich eröffnet Exportkapazitäten nach Deutschland, die bei wirtschaftlicher Betrachtung dem<br />
EnBW-Konzern zugerechnet werden können.<br />
Gleichzeitig liegen auch nach den Veräußerungen die Marktanteile von E.ON über denen von EnBW.<br />
Insoweit dürfte auch hier davon auszugehen sein, dass E.ON die kritischen Schwellenwerte auch<br />
nach 2009 überschreitet. Dieser Befund wird bestätigt durch eine Simulation, bei der auf Basis der<br />
Zahlen von 2008 die von E.ON abgegebenen Kapazitäten anteilig auf die Erwerber verteilt wurden.<br />
Eine abschließende Beurteilung der gegenwärtigen Situation setzte freilich das Vorliegen aktueller<br />
Kraftwerksdaten für die Jahre 2009 und 2010 voraus. Die Einrichtung einer Markttransparenzstelle<br />
mit den technischen Möglichkeiten, die relevanten Kraftwerksdaten zeitnah zu erheben und zu<br />
aggregieren, würde hier – auch im Interesse der betroffenen Unternehmen – erheblich zur<br />
Rechtssicherheit über die Frage der Normadressatenstellung beitragen.<br />
Schließlich ist zu berücksichtigen, dass allein die vier großen Erzeugungsunternehmen über<br />
Kapazitäten entlang der gesamten Merit Order verfügen, was die Möglichkeit, die Preisbildung etwa<br />
durch Zurückhaltung von Kapazitäten im eigenen Interesse zu beeinflussen, wesentlich begünstigt.<br />
Ein bedeutender Faktor für die herausgehobene Marktstellung der vier großen<br />
Erzeugungsunternehmen ist dabei insbesondere, dass – im Wesentlichen – allein diese über<br />
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