Sektoruntersuchung Stromerzeugung ... - Bundeskartellamt
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<strong>Sektoruntersuchung</strong> <strong>Stromerzeugung</strong>/Stromgroßhandel (B10-9/09) Bericht ● Januar 2011<br />
Berücksichtigung bei der Feststellung von Marktmacht auf dem deutschen Stromerstabsatzmarkt<br />
befürwortet. 135<br />
b) Das Konzept des Residual Supply Index (RSI)<br />
Sowohl PSI als auch RSI messen, wie entscheidend ein Anbieter zur Befriedigung der Nachfrage ist.<br />
Der PSI als binärer Indikator nimmt für einen Anbieter zu einem bestimmten Zeitpunkt den Wert 1 an,<br />
falls der Anbieter notwendig zur Deckung der Nachfrage ist, und 0 für den Fall, dass der Anbieter<br />
nicht notwendig ist. Bei der Berechnung des RSI wird diese strikte Definition des PSI durch die<br />
Verwendung einer kontinuierlichen statt einer binären Skala gelockert, sodass dieser Indikator mehr<br />
Informationen enthält. Das <strong>Bundeskartellamt</strong> stellt daher im Folgenden ausschließlich auf den RSI ab.<br />
Beide Indikatoren berücksichtigen nicht nur die Angebots-, sondern auch die Nachfrageseite des<br />
Marktes und die im Markt verfügbare Kapazität. Die Berechnung des Indikators auf Stunden- oder<br />
sogar Viertelstundenbasis trägt darüber hinaus der Tatsache Rechnung, dass die Marktmacht eines<br />
Anbieters sich im Zeitablauf ändern kann. Ein Anbieter gewinnt an Macht, solange ein anderer<br />
Anbieter ein großes Kraftwerk vom Netz nimmt, da in diesem Zeitraum die Gesamtkapazität kleiner<br />
ist. Ebenso gewinnt er an Macht, wenn die Nachfrage steigt.<br />
Der RSI für ein Unternehmen i ist definiert als:<br />
RSIi<br />
Gesamtkapazität − Kapazitäti<br />
=<br />
Gesamtnachfrage/Zeiteinheit<br />
Der Index gibt an, ob die im Markt verbleibende Kapazität, wenn Unternehmen i ausfällt, ausreicht,<br />
um die Gesamtnachfrage zu decken. Ist der Index kleiner 1, dann wird Unternehmen i benötigt, um<br />
die Gesamtnachfrage im Markt zu decken. Unternehmen i ist dann unverzichtbarer (i.e. pivotaler)<br />
Anbieter. Das Unternehmen kann sich in wesentlichem Umfang unabhängig von seinen<br />
Wettbewerbern und Abnehmern verhalten.<br />
In der Wettbewerbsanalyse ist es üblich, nicht den Indikator selbst bzw. einen geeigneten<br />
statistischen Durchschnittswert für den stündlich ermittelten Index zu verwenden. Vielmehr wird<br />
darauf abgestellt, dass ein wettbewerbliches Problem vorliegt, wenn der Indikator in einem<br />
bestimmten Anteil an Stunden unter einem bestimmten Schwellenwert liegt.<br />
Performance of Six European Wholesale Electricity Markets in 2003, 2004 and 2005, 2007, aufrufbar unter<br />
http://www.londecon.co.uk/le/publications/recent_reports.shtml, S. 57, 74 ff.; Niederländische<br />
Wettbewerbsbehörde, Monitor Energy Markets 2007, S. 50 f.; Von Hirschhausen et al., Preisbildung und<br />
Marktmacht auf den Elektrizitätsmärkten in Deutschland. Grundlegende Mechanismen und empirische Evidenz,<br />
2007, S. 23, aufrufbar unter http://www.vik.de/fileadmin/vik/Pressemitteilungen/PM070118/VIK_Gutachten.pdf;<br />
Vassilopoulos, Models for the Identification of Market Power in Wholesale Electricity Markets, 2003, S. 28, vgl.<br />
auch Lang, Marktmacht und Marktmachtmessung im deutschen Großhandelsmarkt für Strom, 2007, S. 9, 64 ff.<br />
135 Vgl. Monopolkommission, Sondergutachten 54, Strom und Gas 2009 – Energiemärkte im Spannungsfeld<br />
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