Sektoruntersuchung Stromerzeugung ... - Bundeskartellamt
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<strong>Sektoruntersuchung</strong> <strong>Stromerzeugung</strong>/Stromgroßhandel (B10-9/09) Bericht ● Januar 2011<br />
Die Europäische Kommission kommt in diesem Zusammenhang in ihrem Ergebnisbericht zur<br />
<strong>Sektoruntersuchung</strong> Energie zu dem Schluss, dass die Verbindung der Netze durch Interkonnektoren<br />
für die Integration vormals unabhängiger Märkte von grundsätzlicher Bedeutung ist. 96 Auch die<br />
Monopolkommission geht davon aus, dass sich auf dem Strommarkt durch den Ausbau der<br />
Interkonnektoren und die Beseitigung bestehender Netzengpässe der relevante Markt erweitern und<br />
räumliche Marktschranken abbauen ließen. 97<br />
An den vorhandenen Interkonnektoren, die das deutsche und das österreichische Stromnetz<br />
verbinden, hat es in den Jahren 2007, 2008 und 2009 jedoch keine relevanten Engpässe gegeben.<br />
Die vorhandenen Kapazitäten waren in diesen Jahren ausreichend, um die gesamte Nachfrage nach<br />
Interkonnektorenkapazität zu bedienen. Alle grenzüberschreitenden Handelsgeschäfte konnten<br />
ausgeführt werden. 98 Die Monopolkommission erwägt aus diesem Grund eine Erweiterung der<br />
räumlichen Marktabgrenzung um Österreich. 99<br />
Auch wenn bisher keine Engpässe an den Grenzen zwischen deutschen und dem österreichischen<br />
Stromnetz zu beobachten waren, bleiben Verhaltensspielräume für die Anbieter der verbundenen<br />
Marktregionen zu berücksichtigen, wenn diese in der Lage sein sollten, durch gezielten<br />
Kraftwerkseinsatz eine Netzüberlastung hervorzurufen. Wirtschaftliche Anreize zur strategischen<br />
Überlastung der Interkonnektorenkapazität liegen jedoch nur unter sehr restriktiven Annahmen vor.<br />
Die dazu notwendige Kraftwerkssteuerung führt zu einem Preisrückgang in einem Marktgebiet, der für<br />
das entsprechend handelnde Unternehmen durch einen Preisanstieg in der anderen Region<br />
überkompensiert werden kann. Voraussetzung ist zudem, dass das strategisch handelnde<br />
Unternehmen auch über die technischen Möglichkeiten zur Beeinflussung der<br />
Interkonnektorenkapazitäten verfügt. Eine Untersuchung im Auftrag der österreichischen<br />
Energieregulierungsbehörde E-Control 100 hat ergeben, dass eine gezielte Verschiebung von etwa<br />
1.400 bis 2.600 MW Erzeugungsleistung in Grenznähe notwendig wäre, um eine Überlastung der<br />
Interkonnektoren zu erreichen. Bei Gegenüberstellung der erforderlichen inkrementellen<br />
Leistungsverschiebung und der kontrollierten Kraftwerkskapazitäten für die Lastflussrichtung<br />
Deutschland – Österreich, zeigte sich jedoch, dass schon die Möglichkeiten selbstständig einen<br />
96<br />
„Interconnectors are essential for market integration“, Europäische Kommission, DG Competition Report on<br />
Energy Sector Inquiry, 2007, SEC(2006) 1724, Rn. 519.<br />
97<br />
Vgl. Monopolkommission, Sondergutachten Nr. 47, Preiskontrollen in Energiewirtschaft und Handel?, 2007,<br />
abgedruckt in WuW/DE-V 1381, 1382.<br />
98<br />
Vgl. insoweit auch Monopolkommission, Sondergutachten Nr. 54, Strom und Gas 2009 – Energiemärkte im<br />
Spannungsfeld zwischen Politik und Wettbewerb, S. 25, Rn. 48 sowie ESMT, The Electricity Wholesale Sector<br />
– Market Integration and Competition, Studie vom 13.01.2010, abrufbar unter https://www.esmt.org/fm/479/wp-<br />
110-01.pdf.<br />
99<br />
Vgl. Monopolkommission, Sondergutachten Nr. 54, Strom und Gas 2009 – Energiemärkte im Spannungsfeld<br />
zwischen Politik und Wettbewerb, S. 62, Rn. 76.<br />
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