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Sektoruntersuchung Stromerzeugung ... - Bundeskartellamt

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<strong>Sektoruntersuchung</strong> <strong>Stromerzeugung</strong>/Stromgroßhandel (B10-9/09) Bericht ● Januar 2011<br />

Kraftwerk, das positive Deckungsbeiträge erwirtschaften könnte, nicht zum Zuge kommt. Eine<br />

Abweichung vom Angebot einer Kraftwerkskapazität zu Grenzkosten wäre nur dann sinnvoll, wenn<br />

Marktmacht vorläge und das Unternehmen in der Lage wäre, insoweit als Preissetzer zu fungieren.<br />

Im Hinblick auf das dargestellte Kalkül ist in terminologischer Hinsicht Folgendes anzumerken. In der<br />

mikroökonomischen Theorie beschreibt der Begriff des „Grenzgewinns“ den Gewinnzuwachs, den ein<br />

Anbieter mit dem Verkauf einer weiteren Produkteinheit erzielen kann. Dabei ist der Terminus<br />

„Gewinn“ jedoch nicht in einem betriebswirtschaftlichen Sinne (als „Bilanzgewinn“) zu verstehen.<br />

Vielmehr wird in der mikroökonomischen Analyse jeder Erlös über den Grenzkosten, der unter<br />

anderem zur Deckung, z.B. der für die Produktion erforderlichen Investitionskosten genutzt werden<br />

kann, als „Gewinn“ angesehen. Die betriebswirtschaftliche Perspektive ist an dieser Stelle eine<br />

andere. Der Begriff des „Deckungsbeitrags“ beschreibt in betriebswirtschaftlicher Hinsicht die<br />

Differenz zwischen dem erzielten Preis bzw. Erlös und den variablen Kosten der Herstellung einer<br />

Produkteinheit. In zahlreichen Fällen, insbesondere bei linearen Kostenverläufen, entsprechen die<br />

variablen Kosten der Herstellung einer Produkteinheit zwar (weitestgehend) den Grenzkosten, so<br />

dass auch in empirischen Analysen zum Teil die variablen Kosten als Näherungswert für die<br />

Grenzkosten Verwendung finden. Für den Bereich der <strong>Stromerzeugung</strong> ist jedoch – nicht zuletzt<br />

aufgrund der mit dem An- und Abfahren eines Kraftwerks verbundenen Kosten – nicht von strikt<br />

linearen Kostenverläufen auszugehen. Streng genommen kann daher auch nicht davon ausgegangen<br />

werden, dass bei einem Preis oberhalb der Grenzkosten im betriebswirtschaftlichen Sinne positive<br />

„Deckungsbeiträge“ erwirtschaftet werden. Diese Terminologie hat sich jedoch in der Branche<br />

inzwischen auch bei einer auf Grenzkosten abstellenden Analyse weitgehend durchgesetzt. Ihr wird<br />

daher im Folgenden weitgehend gefolgt. Soweit die Unterscheidung zwischen variablen Kosten und<br />

Grenzkosten für die Argumentation im Einzelnen von Bedeutung ist, wird jedoch im Einzelfall<br />

gegebenenfalls auch auf den Begriff des „Grenzgewinns“ zurückgegriffen.<br />

2. Kraftwerkseinsatzsteuerung<br />

Die Vermarktung der Kapazitäten eines Kraftwerksparks erfolgt im Rahmen des<br />

Erzeugungsportfoliomanagements über eine Reihe verschiedener Vertriebswege und in Form<br />

unterschiedlicher Produkte. Ziel des Erzeugungsportfoliomanagements ist es, die Differenz zwischen<br />

den erzielten Erlösen und den Kosten eines Kraftwerks innerhalb einer Periode zu maximieren. 55 Zur<br />

Erreichung dieses Ziels müssen in jedem Zeitpunkt genau diejenigen Kraftwerke betrieben werden,<br />

deren Grenzerlös (Marktpreis) die Grenzkosten übersteigen. Strom aus einem Kraftwerk kann bereits<br />

weit im Vorfeld des Erzeugungszeitpunktes über den Terminmarkt oder kurzfristiger über Spotmärkte<br />

55<br />

Vgl. Curtius, Kraftwerkseinsatz und Erzeugungsvermarktung, in Bartsch et al., Stromwirtschaft – Ein<br />

Praxishandbuch, 2. Auflage 2008, S. 444 ff.<br />

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