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Body and Soul in Ancient Philosophy

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112<br />

Georg Rechenauer<br />

gefallen, sich von dem Bild der toten, leblosen Atommaterie freizumachen<br />

und damit dem idealistischen Verdikt se<strong>in</strong>e Stoßkraft zu nehmen.<br />

Es ist daher zu fragen, ob Demokrits Vorstellung vom Seelischen<br />

und se<strong>in</strong>em Verhältnis zum Körperhaften h<strong>in</strong>reichend <strong>in</strong> der disjunktiven<br />

Zuweisung entweder an e<strong>in</strong>e tote Stoffmaterie oder e<strong>in</strong> immaterielles<br />

Geistpr<strong>in</strong>zip adäquat zu erfassen ist. Auf der Grundlage, dass für<br />

Demokrit zwischen Seelen- und Körperatomen <strong>in</strong> materialer wie<br />

qualitativer H<strong>in</strong>sicht Gleichartigkeit herrscht, sollen weitere Voraussetzungen<br />

geprüft werden, die e<strong>in</strong>e Wechselwirkung von Geist und<br />

Körper ermöglichen. Dabei stellt sich <strong>in</strong>sbesondere das Problem, <strong>in</strong>wieweit<br />

dieser Identitätsanspruch <strong>in</strong> Bezug auf die Interaktion von Seele<br />

und Körper als Bewegungsprozess e<strong>in</strong>gelöst wird.<br />

II<br />

E<strong>in</strong>e Ausweitung der aus idealistischer Sicht formulierten Leib-Seele-<br />

Problematik auf die atomistische Anthropologie, um daraus entsprechenden<br />

Korrekturbedarf für das Lehrgebäude selbst im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />

Dualismus abzuleiten, erhält offensichtlich von Demokrit selbst her<br />

Nahrung. Denn präsentiert sich dieser <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Physik – wie man me<strong>in</strong>t<br />

– als rigider Materialist, so hat er <strong>and</strong>ererseits <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ethik und Seelenlehre<br />

geistig-ideelle Werte etabliert, die späterh<strong>in</strong> von Seneca bis<br />

Marc Aurel Bewunderung gefunden haben. Mehr noch: für e<strong>in</strong>en<br />

konsequenten Materialisten, der alle Vorgänge der Welt, alles Qualitative<br />

auf die Aggregierung und mechanische Interaktion qualitätsloser,<br />

toter Materieteilchen reduziert, müsste doch e<strong>in</strong>e Beschäftigung mit der<br />

Welt des Ethischen, wor<strong>in</strong> immaterielle, geistige Qualitäten und<br />

Werturteile bestimmend s<strong>in</strong>d, nicht nur überflüssig, sondern strikt<br />

ausgeschlossen se<strong>in</strong>! Die Anwendung jener schablonenhaften Dichotomie<br />

von Materialismus und Idealismus, wie sie die Philosophiegeschichte<br />

seit Platon prägt 1 und im Neuplatonismus wie im Manichäismus<br />

gar die Denunzierung der Materie als Pr<strong>in</strong>zip des Bösen zur Folge<br />

hat, führt hier geradewegs zur Konstatierung strikter Unvere<strong>in</strong>barkeit.<br />

Die Frage ist also zunächst, ob man die Interpretation aus dieser<br />

antithetischen Perspektive herausführen kann. Dazu soll hier nicht der –<br />

1 Vgl. Pl. Sph. 246a7 ff.; Ti. 30a ff. Zur Bewertung der Begriffe ,Materialismus-<br />

Idealismus‘ als philosophiehistorische Kategorien vgl. Böl 1982, 1 ff.

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