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Body and Soul in Ancient Philosophy

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214<br />

Jan Szaif<br />

Damit deutet sich an, dass die Funktion der Gesundheit relativ zur<br />

Verwirklichung e<strong>in</strong>er guten und s<strong>in</strong>nvollen Lebenspraxis im Wesentlichen<br />

e<strong>in</strong>e negative ist: Sie fungiert <strong>in</strong> der Art e<strong>in</strong>er Verh<strong>in</strong>derungsursache,<br />

<strong>in</strong>dem sie die Störung der s<strong>in</strong>nvollen politischen und <strong>in</strong>tellektuellen<br />

Praxis durch physische Schwäche und starke physische<br />

Schmerzen verh<strong>in</strong>dert. Die Gesundheit lässt dem geistig-seelischen<br />

Zentrum des Menschen die Freiheit und Muße, den <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sisch wertvollen<br />

Tätigkeiten nachzugehen, <strong>in</strong> denen die Eudaimonie besteht. Man<br />

kann dies mit den bekannten Ausführungen im Phaidon 66b ff., verb<strong>in</strong>den,<br />

die den Körper primär als e<strong>in</strong>en Störfaktor <strong>in</strong> den Blick nehmen,<br />

der vielfältige Formen von Mußelosigkeit (!swok_a) verursacht.<br />

Es werden dabei auch die Krankheiten erwähnt, von denen es heißt,<br />

dass sie die „Jagd nach dem Seienden“ (66c1 –2) beh<strong>in</strong>dern.<br />

Die Ausführungen Platons im eben erörterten Abschnitt der Politeia<br />

können wir als den erklärenden H<strong>in</strong>tergrund dafür betrachten, warum<br />

der platonische Sokrates an <strong>and</strong>erer Stelle das Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zerrütteten<br />

Körper generell als nicht lebenswert bezeichnet, so im Kriton<br />

(47e), im Gorgias (512a –b) und <strong>in</strong> Politeia IV (445a). An diesen Stellen<br />

soll damit zwar durch e<strong>in</strong>en Vergleich plausibilisiert werden, dass das<br />

Leben mit e<strong>in</strong>er zerrütteten Seele sozusagen noch viel weniger lebenswert<br />

sei. Aber als Prämisse wird dabei eben vorausgesetzt, dass auch<br />

durch die Zerrüttung des Körpers das Leben aufhört, lebenswert zu se<strong>in</strong>.<br />

Den Aussagen <strong>in</strong> der Politeia zur Bedeutung der Gesundheit und des<br />

körperlichen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs liegt e<strong>in</strong>e Auffassung von den Wechselwirkungen<br />

zwischen Körper und Seele zugrunde, die durch Darlegungen im<br />

Timaios näher erläutert wird. In 86c-e beispielsweise wird beschrieben,<br />

wie e<strong>in</strong>e bestimmte physiologische Disposition zu sexueller Ungezügeltheit<br />

führt und e<strong>in</strong>e vernünftige Lebensführung unmöglich macht.<br />

Im Anschluss daran wird beschrieben, wie verschiedene Körpersäfte <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Zust<strong>and</strong> von Unordnung auf alle drei Seelenteile e<strong>in</strong>wirken und<br />

verschiedene Arten von schlechten charakterlichen Dispositionen und<br />

<strong>in</strong>tellektuellen Schwächen zur Folge haben können (86e – 87a). Im<br />

darauf folgenden Textabschnitt werden dann die Bedeutung e<strong>in</strong>er<br />

harmonischen Entwicklung von Körper und Seele und die Gefahren<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>seitigen Entwicklung nur der Seele oder nur des Körper herausgestellt<br />

(88bc).<br />

ihnen mögliche Form von staatsbürgerlicher Tugend. Beständiges Krankse<strong>in</strong><br />

würde auch sie daran h<strong>in</strong>dern, die ihnen mögliche Form von Tugend zu<br />

realisieren.

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