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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Georg Rechenauer<br />

Seelenatome e<strong>in</strong><strong>and</strong>er im konstituierten Körper zugeordnet s<strong>in</strong>d. Offenbar<br />

entfalten die Seelenatome unter diesen affektiven Zuständen e<strong>in</strong>e<br />

so starke ungeordnete Bewegungstendenz, dass sie die haltende und<br />

festigende Struktur der Körperatome allmählich aufsprengen und zerreißen<br />

(1n´kuse, di´spase). Umgekehrt also wie bei Platon, für den<br />

jeweils vom Körper und se<strong>in</strong>en Begierden Gefahren für den Best<strong>and</strong> der<br />

Seele ausgehen, gefährdet hier die Seele den Körper <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Best<strong>and</strong>.<br />

Aufschlussreich im gegebenen Zusammenhang ist nun die Begründung,<br />

mit der Demokrit se<strong>in</strong>e Verurteilung der Seele motiviert. Für ihn<br />

gleicht das Verhalten der Seele gegenüber dem Körper dem Verhalten<br />

e<strong>in</strong>es Menschen, der e<strong>in</strong> Werkzeug oder e<strong>in</strong> Gerät so schonungslos<br />

gebraucht, dass es ganz und gar verdorben wird. 92 Hieran lassen sich für<br />

die Seele-Leib-Relation folgende Aspekte festmachen: Wie nun e<strong>in</strong><br />

Werkzeug ohne Benutzer ke<strong>in</strong>en Gebrauchswert hat und nur e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>differenten Gegenst<strong>and</strong> gleicht, <strong>in</strong>sofern es nicht aus sich selbst se<strong>in</strong>e<br />

Fähigkeiten <strong>in</strong>s Werk setzen kann, und somit jeweils auf e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Benutzung angewiesen ist, so ist auch der Körper zu se<strong>in</strong>er<br />

Verwirklichung auf die Seele angewiesen, da er ohne sie se<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der<br />

Welt wirkenden Fähigkeiten mangels Bewegung und Steuerung nicht<br />

entfalten kann. Umgekehrt ist e<strong>in</strong> sachkundiger Benutzer, sofern ihm<br />

ke<strong>in</strong> geeignetes Werkzeug zur Verfügung steht, nicht <strong>in</strong> der Lage, se<strong>in</strong>e<br />

Absichten <strong>in</strong> die Tat umzusetzen. Entsprechend ist die Seele ohne<br />

Körper der Möglichkeit beraubt, die <strong>in</strong> ihr angelegten Absichten und<br />

Fähigkeiten <strong>in</strong> der Welt wirksam zu machen. Beide Komponenten s<strong>in</strong>d<br />

also aufgrund ihrer verschiedenen, aber korrelierenden funktionalen<br />

Wirkmöglichkeiten notwendig aufe<strong>in</strong><strong>and</strong>er angewiesen.<br />

Hier kehrt also die Notwendigkeit des Zusammenfungierens zweier<br />

<strong>in</strong> ihrem Wirken differierender, e<strong>in</strong><strong>and</strong>er aber notwendig bedürfender<br />

und ergänzender Komponenten wieder, die für Demokrit schon im<br />

ontologischen Bereich <strong>in</strong> der Ansetzung des Vollen und des Leeren <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Funktionszusammenhang zur Ermöglichung von Bewegung und<br />

92 Der logische Zusammenhang zwischen dem wq¾lemor !veid_r und dem<br />

eqcam|m ti C sjeOor jaj_r 5wom ist der e<strong>in</strong>es konsekutiven, nicht e<strong>in</strong>es modalen<br />

Verhältnisses. Der rücksichtslose Gebrauch durch den Benutzer führt dazu, dass<br />

sich das Gerät schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schlechten Zust<strong>and</strong> bef<strong>in</strong>det. Abwegig wäre<br />

die Vorstellung, Demokrit tadle hier den Fall, dass e<strong>in</strong> ohneh<strong>in</strong> schon geschädigtes<br />

Instrument auch noch e<strong>in</strong>em schonungslosen E<strong>in</strong>satz unterworfen<br />

würde. Dieser Aspekt ist erst sekundär dar<strong>in</strong> gegeben, dass durch den beständigen<br />

schonungslosen E<strong>in</strong>satz das Gerät sich für jeden neuen E<strong>in</strong>satz von<br />

vornhere<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schlechten Zust<strong>and</strong> bef<strong>in</strong>det.

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