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Body and Soul in Ancient Philosophy

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„Denn mit Menschen sprechen wir und nicht mit Göttern“ 173<br />

hen könne als <strong>and</strong>ere, dass er Maß halten (metriasei) und gegen<br />

Schmerzen ankämpfen werde, „wenn er von se<strong>in</strong>esgleichen gesehen<br />

wird, wie Vernunft (phronÞsis) und Gesetz bzw. Sitte (nomos) es verlangen“<br />

(604b –c). Diese ,anständigen Menschen‘ können mit Affekten<br />

umgehen, weil sie offenbar beherzigen, was Sokrates hierfür verlangt:<br />

Gewöhnung, Maß, Vernunft, Übung, Situationsanalyse.<br />

Wer ist nun mit jenen epieikeis <strong>and</strong>res, geme<strong>in</strong>t, die zwar affektanfällig<br />

s<strong>in</strong>d, mit Affekten aber auf die beschriebene Weise umgehen<br />

können? Wohl kaum Philosophen wie Sokrates, der im Phaidon – und<br />

nicht nur dort – ke<strong>in</strong>erlei Zeichen von Affekt erkennen lässt. Auch<br />

nicht gewöhnliche Menschen wie ,du und ich‘. Denn ausdrücklich<br />

trennt Sokrates diese epieikeis <strong>and</strong>res von ,den <strong>and</strong>eren‘ (R. 603e). Doch<br />

gibt uns Sokrates e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf frühere Ausführungen im 3. Buch –<br />

ebenfalls im Rahmen der Dichterkritik. 36 Auch dort, im 3. Buch (R.<br />

387a ff.), sprach Sokrates über ,anständige Männer‘ und ihren Umgang<br />

mit Trauer. Dort aber wird klar, dass es sich um die Wächter, also die<br />

zweithöchste Klasse <strong>in</strong> Kallipolis h<strong>and</strong>elt. Es geht um deren Erziehung,<br />

um die Notwendigkeit, dass sie über e<strong>in</strong>en muthaften Antrieb verfügen.<br />

Von solch ,anständigen‘ Männern oder Wächtern verlangt Sokrates (R.<br />

375e), über e<strong>in</strong>en Antrieb zum muthaften Verhalten zu verfügen, 37 aber<br />

auch, Affekte wie Todesangst kontrollieren und es gelassen ertragen zu<br />

können, wenn sie Angehörige verlieren oder e<strong>in</strong> Unglück erleiden (R.<br />

387e). Sie sollen so ,Philosoph‘ se<strong>in</strong>, wie Hunde es s<strong>in</strong>d, die Vertrautes<br />

von Fremdem zu unterscheiden wissen (R. 376a –c). Dieser Vergleich<br />

mit Hunden darf nicht als bloße Ironie abgetan werden, weil er nicht<br />

der von Platon neu geprägten Bedeutung des Begriffes Philosophie als<br />

Streben nach Wissen entspricht. 38 Stattdessen gibt er die traditionelle<br />

(vorplatonische) Wortbedeutung wieder – von platonischen Philosophen<br />

ist an dieser Stelle der Politeia noch nicht die Rede. Die Philosophenherrscher<br />

kommen erst später <strong>in</strong>s Spiel. 39 Die ,anständigen<br />

Männer‘ (epieikeis <strong>and</strong>res) – oder Wächter – zeichnen sich weiterh<strong>in</strong><br />

durch traditionelle – gewöhnliche – Tugenden aus, die auf Me<strong>in</strong>ung<br />

beruhen, ,nahe dem Körper s<strong>in</strong>d‘, Übung voraussetzen und dann entstehen,<br />

wenn die Affekte dem logos – der Vernunft – gehorchen 40 –<br />

36 R. 603e, vgl. Adam 1905 zur Stelle (Bd. 2, 409).<br />

37 Zum Beispiel er<strong>in</strong>nert R. 411c an die Beschreibung das aganaktikon.<br />

38 Vgl. Erler 2003a, bes. 394 f.<br />

39 Vgl. R. 496a–c, wozu Kahn 2004, 351.<br />

40 Vgl. R. 442c; 519a.

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