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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Körper und Geist bei Aristoteles –<br />

zum Problem des Funktionalismus<br />

Günther Patzig<br />

Der Ausdruck ,psychÞ‘, dessen sich Platon und Aristoteles wie selbstverständlich<br />

bedienen, weist <strong>in</strong> leicht nachvollziehbarer Weise auf ursprüngliche<br />

Vorstellungen h<strong>in</strong>, denen er bei den Griechen, wie <strong>in</strong><br />

paralleler Weise auch bei <strong>and</strong>eren Völkern, entspr<strong>in</strong>gt: ,psychÞ‘ kommt<br />

von ,psyche<strong>in</strong>‘, was ,hauchen‘ bzw. ,atmen‘ bedeutet. Die Seele wird<br />

hier offenbar als das begriffen, wodurch sich der Lebendige besonders<br />

auffällig vom Toten unterscheidet. Der Tote hat se<strong>in</strong> Leben ,ausgehaucht‘,<br />

wie wir ja auch heute noch sagen: Er atmet nicht mehr. Die<br />

,psychÞ‘ ist das Lebenspr<strong>in</strong>zip, das den Körper im Tod verlässt. Es ist<br />

dasjenige, um das verm<strong>in</strong>dert der lebende Mensch zum Leichnam wird.<br />

Diese Vorstellung verb<strong>in</strong>det sich bei den Griechen, wie auch bei <strong>and</strong>eren<br />

Völkern, mit jener <strong>and</strong>eren Ansicht, die auch durch das Phänomen<br />

des Traums angeregt wird: Während der Mensch schläft, ruhig,<br />

wie tot daliegt, erlebt e<strong>in</strong> schattenhafter Doppelgänger, das Traum-Ich,<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von zum Teil erstaunlichen D<strong>in</strong>gen. Während wir heute, als<br />

aufgeklärte Realisten, die Sache so auffassen, dass wir, die realen Personen,<br />

im Schlaf eben bloß träumen, z.B. mit e<strong>in</strong>em alten Freund<br />

zusammenzutreffen, legen sich die Menschen der Frühzeit dieses Phänomen<br />

<strong>and</strong>ers zurecht, nämlich so, dass unser Traum-Ich tatsächlich den<br />

Freund aufsucht und etwa mit ihm spricht. So wie nun das Traum-Ich<br />

den Menschen während se<strong>in</strong>es Schlafs vorübergehend zu se<strong>in</strong>en<br />

Abenteuern verlässt, so verlässt es ihn endgültig im Tod; der Mythos<br />

malt aus, was danach mit ihm geschieht.<br />

Bei Homer können wir deutlich sehen, dass dieses Schatten-Ich, die<br />

,psychÞ‘, das Phantom, beim Tod des Helden, „se<strong>in</strong> Schicksal beklagend“<br />

(z. B. Ilias XVI 857) <strong>in</strong> die Unterwelt abscheidet, während „der Held<br />

selbst“ (<strong>in</strong> diesem Falle Patroklos), das heißt also se<strong>in</strong> Körper, verbrannt<br />

wird. So heißt es ja auch gleich <strong>in</strong> den ersten Versen der Ilias im Anfang<br />

des ersten Buches, der Zorn des Achill habe „viele kräftige Seelen von<br />

Helden <strong>in</strong> die Unterwelt geschleudert, sie selbst aber zur Beute von

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