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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Die energeia des Philosophen 201<br />

pliziert, wenn auch als Begründung nicht selbst kritisch ausgeführt. So<br />

kann Sokrates zu Recht sagen:<br />

Es ist also, sagte Sokrates, Simmias und Kebes, auch jetzt schon bewiesen,<br />

wenn ihr dieses Argument zusammenfügen wollt mit dem, über das wir<br />

zuvor übere<strong>in</strong>gekommen waren, dass nämlich alles Lebende aus dem Gestorbenen<br />

entstehe. … Bewiesen also ist dies, was gesagt worden ist, auch<br />

jetzt schon. Dennoch sche<strong>in</strong>t ihr, du und Simmias, mir gern auch dieses<br />

Argument noch weiter durcharbeiten zu wollen und e<strong>in</strong>e Furcht zu haben<br />

wie die K<strong>in</strong>der, dass nicht vielleicht <strong>in</strong> Wahrheit der W<strong>in</strong>d sie, wenn sie aus<br />

dem Leib heraustritt, ause<strong>in</strong><strong>and</strong>erwehe und zerstäube … 43<br />

Wie die K<strong>in</strong>der also denken Simmias und Kebes noch. Wie K<strong>in</strong>der, die<br />

ihre Me<strong>in</strong>ung über die Seele von dem her ableiten und übertragen, was<br />

sie anschauend wahrnehmen können und noch nicht dazu <strong>in</strong> der Lage<br />

s<strong>in</strong>d, die wesentliche Differenz zwischen E<strong>in</strong>zeld<strong>in</strong>gen und Pr<strong>in</strong>zipien<br />

von E<strong>in</strong>zeld<strong>in</strong>gen, die ke<strong>in</strong>e wahrnehmbare Existenz haben, zu denken.<br />

Zu solchem anschaulichen, nicht rational fundiertem Denken neigen,<br />

nach Platon, alle Menschen zumeist, und zwar nicht nur als K<strong>in</strong>der,<br />

sondern auch noch als Erwachsene. So ist auch gegenüber den erwachsenen<br />

Freunden e<strong>in</strong>e ,Besprechung‘ der Seele notwendig, 44 und es<br />

ist notwendig, den eigentlichen begrifflichen Beweis durch Vorargumentation,<br />

die von dem s<strong>in</strong>nlich existierenden Kompositum ausgehen,<br />

vorzubereiten.<br />

Nur der wahre Philosoph, dessen Vollendung Sokrates <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

bios verkörpert, dessen energeia im Phaidon literarisch als Erzählung vor<br />

Augen gestellt wird und der im ersten Tugendenteil des Dialogs abgrenzend<br />

def<strong>in</strong>iert wird, hat diese Erkenntnisstufe h<strong>in</strong>ter sich gelassen,<br />

bedarf nicht mehr dieser anschaulichen Zugangsweisen und zeigt auch<br />

im philosophischen Diskurs nicht mehr die Fehler und Fehle<strong>in</strong>schätzungen,<br />

die die <strong>and</strong>eren Gesprächsteilnehmer beweisen. Es s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e<br />

verderbliche oder falsche Grundhaltungen erweisenden Mängel im<br />

Erkennen. Die Hartnäckigkeit und gewisse Halsstarrigkeit des Simmias<br />

und besonders Kebes gehört zu diesen Fehlern und Unvollkommenheiten,<br />

die aber aus e<strong>in</strong>em echten Erkenntnis<strong>in</strong>teresse heraus entstehen.<br />

Sie dauern sogar noch jenseits des für sich h<strong>in</strong>reichenden rationalen<br />

Beweises der Unsterblichkeit der Seele an. 45<br />

43 Phd. 77c6 –9 und d4 – e1.<br />

44 Michael Erler hat dazu e<strong>in</strong>en gewichtigen Beitrag publiziert: 2008.<br />

45 Phd. 107a8 – b9.

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