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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Das Pythagorasfragment des Xenophanes 69<br />

Xenophanes zur Darstellung br<strong>in</strong>gen. Das führt, so denke ich, zu e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>teressanten, wenn auch zunächst e<strong>in</strong>mal nur negativ e<strong>in</strong>zugrenzendem<br />

Ergebnis, das aber e<strong>in</strong> gutes Komplement zur derzeitigen Forschungstendenz<br />

geben kann, relative Klarheit über die Lehre des Pythagoras <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em abbauenden Rückgang von späteren Quellen und Re<strong>in</strong>igung der<br />

Überlieferungsstränge zu erlangen. E<strong>in</strong> Angriff des Xenophanes auf<br />

Pythagoras erwies sich dabei als auf mehreren Ebenen erklärbar, und<br />

jede dieser Ebenen hätte womöglich für sich schon solch e<strong>in</strong>en Angriff<br />

motivieren können. Spott und Witz wird offenbar daraus aber erst so<br />

richtig dann, wenn die e<strong>in</strong>e Anekdote gleich auf mehreren dieser<br />

Ebenen Treffwirkung tut: erstens auf der Ebene der Kritik e<strong>in</strong>es Exklusivzugangs<br />

des Pythagoras zu dem, was die Wirklichkeit ,eigentlich‘<br />

ausmacht, e<strong>in</strong>e Auffassung, die den kosmologischen und erkenntniskritischen<br />

Lehren des Xenophanes strikt zuwiderläuft; zweitens auf der<br />

Ebene der Kritik an e<strong>in</strong>er Seelenw<strong>and</strong>erungslehre, die der Ansicht des<br />

Xenophanes über das verw<strong>and</strong>te Phänomen der Metamorphosen und<br />

se<strong>in</strong>er animistisch-physiologischen Seelenlehre entgegensteht; drittens<br />

auf der Ebene der Kritik der Annahme e<strong>in</strong>er Unsterblichkeit der Seele<br />

am Grund der Seelenw<strong>and</strong>erungsauffassung. Denn die Annahme der<br />

Unsterblichkeit von etwas Nichtgöttlichem trifft das für uns gut und <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en prom<strong>in</strong>entesten Fragmenten greifbare Hauptanliegen des<br />

Xenophanes, die strenge Differenz zwischen Göttlichem und<br />

Menschlichem zu wahren, mitten <strong>in</strong>s Herz; und schließlich viertens auf<br />

der Ebene e<strong>in</strong>es möglichen politischen Bezugs, der sich an das Sk<strong>and</strong>alon<br />

der Gottangleichung des Menschen fast nahtlos anschließt: Der<br />

Witz bekommt se<strong>in</strong>e Po<strong>in</strong>te dadurch, dass <strong>in</strong> der von Xenophanes<br />

festgehaltenen Anekdote dem Pythagoras die letzte absurde Konsequenz<br />

se<strong>in</strong>er Lehre, die sich hier völlig vernünftig und zu Recht, jedoch zum<br />

Schrecken des Pythagoras, auf den Kopf gestellt sieht, s<strong>in</strong>nenfällig<br />

vorgeführt wird, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er v_koi wie e<strong>in</strong> Tier gezüchtigt wird,<br />

und zwar genau aufgrund der Metempsychose, die ihn doch eigentlich<br />

als gottähnlich erweisen müsste – wenn Pythagoras recht gehabt hätte.

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