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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Das Pythagorasfragment des Xenophanes 61<br />

Für e<strong>in</strong>e Polemik des Xenophanes gegen Pythagoras <strong>in</strong> Fragment 7<br />

ergibt sich somit auf der zweiten Stufe der Untersuchung e<strong>in</strong> Bild, das<br />

immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e zusätzliche, wenn auch vorwiegend negative Information<br />

erbr<strong>in</strong>gt und eigene Schlüsse zulässt. Es stellt sich folgendermaßen<br />

dar: Xenophanes sah <strong>in</strong> den Lehren des Pythagoras e<strong>in</strong>e Seelenvorstellung<br />

walten, die sich mit se<strong>in</strong>er eigenen Auffassung von der xuw^ als<br />

pmeOla oder pmeOla-ähnlich, das heißt von e<strong>in</strong>er gegenüber dem durch<br />

sie Belebten <strong>in</strong>differenten und nicht<strong>in</strong>dividuellen allgeme<strong>in</strong>en Lebenskraft,<br />

die vitalisiert und ausgehaucht werden kann, nicht vertrug; zudem<br />

ist uns von Xenophanes e<strong>in</strong>e Kritik der Metamorphosengeschichte der<br />

Leukothea überliefert, die genau das kritisiert, was die Seelenw<strong>and</strong>erungslehre<br />

zur Grundlage hat: dass nämlich e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller Wesenskern<br />

durch das E<strong>in</strong>gehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>and</strong>eren Körper dem Sterben entkommen<br />

kann.<br />

4. Die Blasphemie <strong>in</strong> der Annahme e<strong>in</strong>er Unsterblichkeit<br />

der Seele<br />

Das Pythagoras-Fragment des Xenophanes hält aber, so denke ich, noch<br />

e<strong>in</strong>e weitere, e<strong>in</strong>e dritte Belastungsstufe der Interpretation aus. Sie lässt<br />

sich folgendermaßen entwickeln:<br />

Oberflächlich gesehen sche<strong>in</strong>t es philosophischer Aufbaulogik und<br />

wohl auch e<strong>in</strong>em bestimmten kulturtheoretischen Vorurteil zu entsprechen,<br />

dass der Gedanke e<strong>in</strong>er Unsterblichkeit der Seele e<strong>in</strong>er Entwicklungs-<br />

oder Abstraktionsstufe angehört, die e<strong>in</strong>em zeitlich begrenzten<br />

Weiterleben der Seele über verschiedene E<strong>in</strong>körperungen<br />

h<strong>in</strong>weg überlegen ist – und dass deswegen der Unsterblichkeitsgedanke<br />

der logisch und historisch ,spätere‘ ist. Wenn man E<strong>in</strong>körperungen und<br />

Unsterblichkeit der Seele annimmt, so ist augensche<strong>in</strong>lich die Unsterblichkeitsannahme<br />

gegenüber der Körperwechselannahme die<br />

kompliziertere, oder doch zum<strong>in</strong>dest prima facie die anspruchsvollere.<br />

Mustergültig legt das Gespräch zwischen Sokrates und Kebes <strong>in</strong> Platons<br />

Phaidon das damit implizierte Aufbauverhältnis argumentativ nahe.<br />

Für religiöses Denken und die tatsächlichen historischen Gegebenheiten<br />

gilt das ganz offenbar nicht gleichermaßen. Hier ist es unter<br />

eigenen Grundlagenvoraussetzungen eher umgekehrt. Erstens gilt hier,<br />

und Descartes hat als e<strong>in</strong>er der späten Exponenten dieses Gedankens<br />

recht damit, dass Unendlichkeit nicht aus Endlichkeit konstruierbar ist

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