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Body and Soul in Ancient Philosophy

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138<br />

Georg Rechenauer<br />

ist, 87 oder, wenn der Vorgang größeren Umfang annimmt, den<br />

Sche<strong>in</strong>tod mit folgendem Wiedererwachen zum Leben. 88 Erst wenn der<br />

Vorgang wegen der Menge verlorengegangener Seelensubstanz irreversibel<br />

ist, tritt endgültig der Tod e<strong>in</strong>.<br />

H<strong>in</strong>ter den vorgestellten Beispielen wird jeweils die Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>es wechselseitigen Ine<strong>in</strong><strong>and</strong>erwirkens von Körper und Seele sichtbar.<br />

Weder kann der Körper leben und damit sich gegen Auflösung schützen<br />

ohne die belebende Kraft der Seele, noch kann die Seele sich vor<br />

Verflüchtigung schützen ohne E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Körper. 89 Im<br />

Vorgang der Atmung ist diese funktionale Verflechtung beider Komponenten<br />

am engsten: Der Körper führt die Vitalfunktion der Atmung<br />

aus, weil er von der Seele belebt ist, die Seele bleibt im Körper vor<br />

Auflösung geschützt, weil die durch den Körper geleistete Atmung<br />

Verluste von Seelensubstanz kompensiert. Die Belebung des Körpers<br />

durch die Seele hat die Erhaltung der Seele durch den Körper zur Folge.<br />

Wenn Philoponos se<strong>in</strong>e Erklärung der bei Aristoteles referierten demokritischen<br />

Ausführungen zur Atmung mit dem H<strong>in</strong>weis e<strong>in</strong>leitet,<br />

Demokrit sei hier wiederum bestrebt gewesen, alle Lebensfunktionen<br />

im psycho-physischen Bereich mit se<strong>in</strong>er physikalischen Grundtheorie<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen, so bildet dies e<strong>in</strong> weiteres Indiz für die E<strong>in</strong>heit,<br />

die Demokrit zwischen den verschiedenen Gebieten se<strong>in</strong>er Forschung<br />

herzustellen bemüht war. 90 Bei grundsätzlicher Identität im Materiellen<br />

werden seelische und leibliche Vorgänge alle<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>er Differenz im<br />

Funktionalen erklärt.<br />

87 Vgl. Aët. V 25, 3 (Dox. Gr. 437). Zur Erklärung des Schlafs nach Demokrit s.<br />

weiterh<strong>in</strong> Plut. Quaest. conv. III 6, 4, 655 D; VIII 3, 5, 722 D; De lat. viv. 5,<br />

1129 E (511 L.); Tert. anim. 43 (512 L.). Vgl. auch, was Lukrez IV 916 ff. zu<br />

den epikureischen Ansichten über den Schlaf mitteilt.<br />

88 Vgl. die Nachricht des Proklos, <strong>in</strong> R. II 113, 6 Kroll (DK 68 B1), wonach<br />

Demokrit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schrift Peq· toO Îdou (geme<strong>in</strong>t ist wohl die nach dem<br />

Thrasyllkatalog bei D.L. IX 46 zitierte Abh<strong>and</strong>lung Peq· t_m 1m Îdou) e<strong>in</strong>e<br />

Untersuchung des Sche<strong>in</strong>todes angestellt habe. Der Epikureer Kolotes nämlich,<br />

heißt es dort, hätte vom Stammvater der epikureischen Lehren (scil. Demokrit)<br />

erfahren können, wie e<strong>in</strong> solches Wiederaufleben möglich sei. Dann nämlich,<br />

wenn der Tod ke<strong>in</strong> vollständiges Erlöschen der Belebtheit des Körpers ist.<br />

89 Vgl. auch Diog. Oen. fr. 37 Chilton, col I: „Ursache für Leben oder Nichtleben<br />

schafft dem Körperorganismus die Seele. Denn wenn sie auch nicht die<br />

gleiche Anzahl von Atomen hat wie der Körper, … so umschl<strong>in</strong>gt sie doch den<br />

ganzen Menschen und b<strong>in</strong>det ihn, selbst gefesselt, auch ihrerseits <strong>in</strong> der Weise,<br />

wie der ger<strong>in</strong>gste Teil Lab e<strong>in</strong>e unermessliche Menge Milch b<strong>in</strong>det“.<br />

90 Phlp. <strong>in</strong> de An. I 2, 404a9, p. 68, 20 f.

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