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Body and Soul in Ancient Philosophy

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220<br />

Jan Szaif<br />

eudaimonisch se<strong>in</strong> wird (ab dem Zeitpunkt, an dem dieser Mensch<br />

erstmalig weise geworden ist). Aber diese extreme Form der Autarkiethese<br />

sollte man nicht Platon oder dem platonischen Sokrates zuschreiben.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Ambiguität <strong>in</strong> der Fragestellung h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

glücksbezogenen Autarkie der Tugend hängt damit zusammen, dass mit<br />

dieser These e<strong>in</strong>erseits geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong> kann, dass das Vorliegen von seelischer<br />

aretÞ e<strong>in</strong>e notwendige und h<strong>in</strong>reichende Bed<strong>in</strong>gung von Eudaimonie<br />

sei, <strong>and</strong>ererseits aber auch, dass jem<strong>and</strong>, der die aretÞ erworben<br />

hat, diese, und darum auch die Eudaimonie, nicht wieder verlieren<br />

könne. Im Protagoras (345b) erwähnt Sokrates die Möglichkeit, dass<br />

jem<strong>and</strong> durch Krankheit oder <strong>and</strong>ere negative Umstände se<strong>in</strong>e Weisheit<br />

(und damit auch se<strong>in</strong>e aretÞ) verliert. In diesem S<strong>in</strong>ne kann man zwar<br />

e<strong>in</strong>erseits die aretÞ als glücksgarantierend betrachten – sie garantiert<br />

Eudaimonie, solange man <strong>in</strong> der Lage ist, die aretÞ zu bewahren – und<br />

gleichwohl die Abhängigkeit der Eudaimonie von äußeren Umständen<br />

behaupten, da widrige Umstände die aretÞ zerstören könnten. Ich habe<br />

hier dah<strong>in</strong>gehend argumentiert, dass <strong>in</strong> Platons Sicht e<strong>in</strong>e vorübergehende<br />

Krankheit am Ende des Lebens, auch wenn sie die <strong>in</strong>tellektuellen<br />

Fähigkeiten affiziert, nicht die Güte e<strong>in</strong>es solchen Lebens im Ganzen<br />

und das gute Schicksal e<strong>in</strong>er solchen Seele nach der Trennung vom<br />

Körper affiziert. Andererseits sche<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>e Bemerkung im Protagoras der<br />

Möglichkeit e<strong>in</strong>er dauerhaften geistigen und charakterlichen Veränderung<br />

e<strong>in</strong>es Menschen durch schwere Krankheit Rechnung zu tragen.<br />

Wenn sich der Charakter und das praktische Urteil e<strong>in</strong>es Menschen<br />

dauerhaft verändern, so müsste dies <strong>in</strong> der Tat auch Konsequenzen für<br />

die Güte dieses Lebens im Ganzen und für den weiteren Weg der Seele<br />

nach ihrer Abtrennung vom Körper haben.<br />

2.2 Gesundheit als <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische Wertqualität<br />

Für Platon ist Gesundheit geradezu e<strong>in</strong> Paradebeispiel dafür, wie die<br />

Güte oder Vortrefflichkeit e<strong>in</strong>er Sache <strong>in</strong> der <strong>in</strong>neren harmonischen<br />

Ordnung und funktionalen E<strong>in</strong>heit ihrer Teile gründet. Er greift <strong>in</strong><br />

diesem Zusammenhang die Gesundheitskonzeption der antiken Mediz<strong>in</strong><br />

auf, gemäß der Gesundheit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em harmonischen Gleichgewicht<br />

der verschiedenen physiologischen Komponenten gründet. 26 Allerd<strong>in</strong>gs<br />

26 Vgl. u.a. Grg. 504a – c, R. 444d, Ti. 82ab, Phlb. 25de.

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