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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Demokrits Seelenmodell und die Pr<strong>in</strong>zipien der atomistischen Physik 115<br />

III<br />

Zahlreiche Quellen belegen, dass die Seele für Demokrit ke<strong>in</strong>e immaterielle<br />

Entität ist, sondern auf den Pr<strong>in</strong>zipien der körperhaft-materiellen<br />

Welt beruht: den Atomen und dem leeren Raum. Wie die Phänomene<br />

der physikalischen Welt ist sie für Demokrit nicht als ens a se gegeben,<br />

sondern sie konstituiert sich als Resultat e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Ordnung zusammengesetzten Vere<strong>in</strong>igung von Atomen als ihren primären<br />

Best<strong>and</strong>teilen. Zu Recht wird sie daher <strong>in</strong> der bei Aëtius vorliegenden,<br />

auf Theophrast rückführbaren doxographischen Tradition als<br />

„Zusammensetzung aus den nur mit dem Geist schaubaren Atomen“<br />

(s¼cjqila 1j t_mkºc\heyqgt_m) charakterisiert. 9 Insofern ist die Seele<br />

also genau wie die D<strong>in</strong>ge der Natur e<strong>in</strong> Produkt der Se<strong>in</strong>spr<strong>in</strong>zipien und<br />

somit auf e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen und mit der physikalischen Welt geme<strong>in</strong>samen<br />

Se<strong>in</strong>sgrund rückführbar, sie hat den gleichen Wirklichkeitsgehalt<br />

wie die D<strong>in</strong>ge der physikalischen Welt.<br />

Aufgrund dieser substantiellen Beschaffenheit kommt der Seele auch<br />

Körperlichkeit und Materialität zu, wie Aristoteles und Theophrast<br />

ausdrücklich bezeugen. Nach Aristoteles sah Demokrit die Seele als<br />

„e<strong>in</strong>e Art Körper“ (… s_l² ti B xuw) an, 10 dieser erklärt, für Demokrit<br />

sei es ganz folgerichtig, das Denken als körperlichen Mischungsprozess<br />

zu def<strong>in</strong>ieren, da er auch die Seele als Körper fasse 11 –<br />

e<strong>in</strong>e Deutung, die Demokrit gerade von Seiten späterer idealistisch<br />

bestimmter Philosophie bzw. Theologie zum Vorwurf gemacht wird. 12<br />

Gleichwohl s<strong>in</strong>d die Eigenschaften der Körperlichkeit wegen der materialen<br />

Fe<strong>in</strong>heit und Kle<strong>in</strong>heit der Seelenatome sowie der Schnelligkeit<br />

ihrer Bewegung s<strong>in</strong>nlich nicht wahrnehmbar, wie Themistios unter<br />

Berufung auf das sicherlich von Demokrit herrührende Sonnenstäubchengleichnis<br />

ausführt.<br />

Demnach seien die <strong>in</strong> der Luft bef<strong>in</strong>dlichen Staubpartikel e<strong>in</strong>em<br />

Betrachter nicht ständig sichtbar, sondern nur, wenn sie <strong>in</strong> die partielle<br />

E<strong>in</strong>strahlung durch Sonnenlicht gerieten, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en dunklen Raum<br />

9 Aët. IV 3, 5 (Dox. Gr. 388, 5 f.; DK 68 A 102). Vgl. D.L. IX 44 (DK 68 A 1);<br />

Nemes. nat. hom. 2(=de An.), 8 ff. Phlp. <strong>in</strong> de An. I 2, 403b31, p. 67, 18. Cic.<br />

Tusc. I 11, 22 u. 18, 42.<br />

10 Arist. de An. I 5, 409 b3 f.<br />

11 Thphr. Sens. 58 (DK II 116, 30 – 32; 67 Luria): … fti t0 jq²sei toO s¾lator<br />

poie? t¹ vqome?m, fpeq Usyr aqt` ja· jat± kºcom 1st· s_la poioOmti tµm<br />

xuwm. Ähnlich Aët. IV 3, 5 (Dox. Gr. 388).<br />

12 Vgl. Nemes. nat. hom. 2(=de An.), 66 ff.; Lact. <strong>in</strong>st. VII 7, 9.

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