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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Der Geist im vollkommenen Körper 489<br />

4. Das Konzept des ,Heiligen‘ im auferst<strong>and</strong>enen Leib:<br />

Die Frage nach e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Relevanz<br />

Das Konzept des auferst<strong>and</strong>enen Körpers ist, wie gesagt, nicht Beweisziel<br />

und kann es wegen des hypothetischen Charakters der Ausführungen<br />

auch nicht se<strong>in</strong>. Damit muss jede argumentative Begründung<br />

von vornhere<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Leere laufen. August<strong>in</strong>s Versuche, die Auferstehungslehre<br />

<strong>in</strong> Ause<strong>in</strong><strong>and</strong>ersetzung mit philosophischen Positionen sozusagen<br />

ex post philosophisch zu legitimieren, entsprechen denn auch<br />

nicht den Regeln e<strong>in</strong>er str<strong>in</strong>genten Beweisführung.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs h<strong>and</strong>elt es sich bei civ. ja nicht um e<strong>in</strong>en philosophischen<br />

Traktat: Die Adressaten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> gebildetes Laienpublikum, jedenfalls<br />

nicht e<strong>in</strong> Fachpublikum; die Intention der Schrift ist apologetisch und<br />

katechetisch. 60 Civ. hat also <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e persuasive Funktion und<br />

bedient sich zu diesem Zweck der philosophischen Argumentation; civ.<br />

ist e<strong>in</strong> stark rhetorisierter Text, 61 <strong>in</strong> dem Philosopheme meist nur<br />

subsidiäre Funktion haben. Die Jenseitsvorstellungen am Ende des<br />

Werks sollen durch die Konfrontation mit der platonischen Kritik und<br />

durch die Inszenierung e<strong>in</strong>er logisch str<strong>in</strong>genten Gegenargumentation<br />

philosophisch aufgewertet werden und damit <strong>in</strong>tellektuellen Ansprüchen<br />

genügen können. Das Ziel der Schrift ist also nicht die sachliche,<br />

diskursive Ause<strong>in</strong><strong>and</strong>ersetzung mit Positionen, sondern die überzeugende<br />

Präsentation e<strong>in</strong>es religiösen Dogmas. Damit wird ebenfalls klar,<br />

dass das Kriterium der Stichhaltigkeit der philosophischen Argumentation<br />

nicht erfüllt se<strong>in</strong> muss.<br />

Das Bemühen August<strong>in</strong>s wie auch <strong>and</strong>erer christlicher Denker der<br />

ersten Jahrhunderte, den frommen Christen nach dem Jüngsten Gericht<br />

e<strong>in</strong> Leben zu versprechen, <strong>in</strong> dem sie <strong>in</strong> ihren unversehrten und unvergänglichen<br />

Körper e<strong>in</strong>gehen und damit als Individuen e<strong>in</strong>e neue<br />

Existenz haben würden, wird <strong>in</strong> der Forschung, die sich <strong>in</strong> die Tradition<br />

der Sozialanthropologie Durkheims stellt, aber auch <strong>in</strong> fem<strong>in</strong>istischen<br />

Lektüren als Versuch verst<strong>and</strong>en, die irdischen Machtverhältnisse <strong>in</strong>s<br />

Jenseits übertragen zu können: Da Körperkonzepte immer auch soziale<br />

Konzepte transportieren, würden mit der Erhaltung der körperlichen<br />

Individualität im Jenseits auch die klerikale und moralisch legitimierte<br />

Hierarchisierung sowie die sexuellen, sozialen und religiösen Unterschiede<br />

bewahrt. Dagegen betont Carol<strong>in</strong>e Walker Bynum, dass die<br />

60 Dazu van Oort 1991, 164 – 198, bes. 196 – 198.<br />

61 Dies betont neuerd<strong>in</strong>gs auch Tornau 2006.

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