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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Der Geist im vollkommenen Körper 477<br />

Himmel zu erheben und dort zu bleiben (22,11)? 28 August<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gt<br />

damit zwei neue Elemente <strong>in</strong> die Diskussion der Timaios-Passage h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>:<br />

Der menschliche Körper kann e<strong>in</strong>e bestimmte „Qualität“ (qualitas)<br />

annehmen, um <strong>in</strong> die überirdische Sphäre zu gelangen (p. 585,22);<br />

impliziert ist damit die These von der Transformation des corpus animale<br />

<strong>in</strong> das corpus spiritale gemäß 1 Cor 15,44, die bereits <strong>in</strong> 22,4 (Argument<br />

II) herangezogen wurde. 29 Verursacher dieser Transformation ist der<br />

omnipotens artifex (p. 585,23 f.): Wenn Gott allmächtig ist, kann er se<strong>in</strong>e<br />

Geschöpfe mit allen denkbaren Fähigkeiten ausstatten. Er kann damit<br />

auch den ordo elementorum durchbrechen. Damit wird jede Beweisführung<br />

eigentlich überflüssig. Trotzdem schiebt August<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e pagane<br />

Wundererzählung aus e<strong>in</strong>er Schrift Varros e<strong>in</strong>: E<strong>in</strong>e der Unzucht angeklagte<br />

Vestal<strong>in</strong> trug zum Beweis ihrer Unschuld <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sieb Wasser<br />

aus dem Tiber vor ihre Richter, ohne dass e<strong>in</strong> Tropfen verloren g<strong>in</strong>g.<br />

Varros Testimonium soll also zeigen, dass auch <strong>in</strong> der paganen wissenschaftlichen<br />

Literatur von göttlicher Manipulation der Naturgesetze<br />

ausgegangen wird.<br />

Das Argument der göttlichen Allmacht wird hier erneut nur am<br />

R<strong>and</strong>e diskutiert. Im Zentrum steht die Frage nach der Beschaffenheit<br />

(qualitas) der Körper, die <strong>in</strong> die überirdische Sphäre gelangen können:<br />

Es sei evident, dass das Feuer, das gemäß der naturphilosophischen<br />

Stufenontologie der himmlischen Sphäre angehört, auch auf und sogar<br />

unter der Erde se<strong>in</strong> kann. Wenn die Philosophen dies damit erklären,<br />

dass das himmlische Feuer von <strong>and</strong>erer Konsistenz sei (tranquillus, purus,<br />

<strong>in</strong>noxius, sempiternus) als das irdische (turbidus, fumeus, corruptibilis atque<br />

corruptor), 30 müssen sie auch akzeptieren, dass die Natur der irdischen<br />

Körper zu e<strong>in</strong>em gewissen Zeitpunkt (aliqu<strong>and</strong>o) unvergänglich werden<br />

kann und damit e<strong>in</strong>e der himmlischen Sphäre angemessene Se<strong>in</strong>sform<br />

haben wird (22,11, p. 587,26 –29):<br />

… cur ergo nolunt, ut credamus naturam corporum terrenorum aliqu<strong>and</strong>o <strong>in</strong>corruptibilem<br />

factam caelo convenientem futuram, sicut nunc ignis corruptibilis his<br />

convenit terris?<br />

28 P. 585,22 –24: et ut accipiat qualitatem corpus humanum, qua ferri <strong>in</strong> caelum et esse<br />

possit <strong>in</strong> caelo, omnipotenti artifici contradicitur?<br />

29 Vgl. auch ench.91;s. 242,11; 277,4.<br />

30 Vgl. z. B. Pl. Ti. 58d. Beide Feuer s<strong>in</strong>d körperlich; nicht vergleichbar ist also die<br />

Unterscheidung zwischen wahrnehmbarem und körperlosem ,Himmel‘, die<br />

Platonikern und Christen geme<strong>in</strong>sam ist (vgl. auch Aug. conf. 12,2); dazu<br />

Lumpe 1991, 185; 196 f.; 204 f.

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