05.11.2013 Views

Body and Soul in Ancient Philosophy

Body and Soul in Ancient Philosophy

Body and Soul in Ancient Philosophy

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

236<br />

Jan Szaif<br />

sich aufgrund ihrer Antithese zum schmerzhaften Zust<strong>and</strong> des Kranken<br />

als an sich erstrebenswert darstellt, oder auch darauf, dass sie als e<strong>in</strong>e<br />

Form der Intaktheit e<strong>in</strong>es Aspekts des eigenen Selbst, nämlich des<br />

Körpers, schlechth<strong>in</strong> wünschenswert ist. Ich werde auf diesen letzteren<br />

Gesichtspunkt <strong>in</strong> Abschnitt 2.3.3 zurückkommen.<br />

Als f<strong>in</strong>ale Güter s<strong>in</strong>d das Sehen oder das Gesundse<strong>in</strong> zugleich zum<strong>in</strong>dest<br />

schwache konstitutive Güter, d. h. Güter, die die Eudaimonie<br />

e<strong>in</strong>er durch Weisheit und aretÞ gekennzeichneten Seele noch zusätzlich<br />

steigern können. Von dieser schwachen konstitutiven Funktion müssen<br />

wir den <strong>in</strong>strumentellen Beitrag der Gesundheit (und ebenso den des<br />

Sehens und Hörens) 37 für das gute und eudaimonische Leben der Seele<br />

unterscheiden, der, wie wir gesehen haben, von ganz erheblicher Bedeutung<br />

ist.<br />

2.3.2 Ist Glaukons E<strong>in</strong>teilung kompatibel mit der Neutralitätsthese?<br />

Betrachten wir nun, ob dieses Ergebnis kompatibel mit dem Gebrauchsargument<br />

und se<strong>in</strong>er Neutralitätsthese h<strong>in</strong>sichtlich der konventionellen<br />

Güter ist. In Glaukons E<strong>in</strong>teilung fungiert Gesundheit als e<strong>in</strong><br />

Beispiel für die Güter, die sowohl f<strong>in</strong>al und konstitutiv als auch <strong>in</strong>strumentell<br />

gut s<strong>in</strong>d. Im Gebrauchsargument fungiert Gesundheit h<strong>in</strong>gegen<br />

als e<strong>in</strong> Beispiel für jene bloß putativen ,Güter‘, die für sich genommen<br />

weder gut noch schlecht s<strong>in</strong>d, da sie sich je nach dem<br />

Kompetenzgrad des ,Benutzers‘ sowohl gut als auch schlecht auswirken<br />

können.<br />

Es s<strong>in</strong>d verschiedene Möglichkeiten denkbar, wie sich dieser Widerspruch<br />

auflösen ließe:<br />

(a) Vielleicht wählt Glaukon se<strong>in</strong>e Beispiele entsprechend dem ethischen<br />

common sense, ohne dass damit die sokratisch-platonische<br />

Position wiedergegeben würde.<br />

(b) Oder angenommen, es besteht e<strong>in</strong> genu<strong>in</strong>er Widerspruch zwischen<br />

dem Gebrauchsargument und der <strong>in</strong> der Politeia vertretenen<br />

Sichtweise, lässt er sich durch e<strong>in</strong>e entwicklungstheoretische These<br />

erklären? – Das Gebrauchsargument f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> den Dialogen<br />

Euthydemos und Menon, von denen der Menon sicher, der Euthydemos<br />

mit sehr großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit früher als die Politeia, und<br />

zeitnah zum Menon, veröffentlicht wurde. Insbesondere der Euthydemos<br />

wird zumeist der sokratischen Werkphase Platons zuge-<br />

37 Vgl. zu deren Bedeutung Ti. 37a – e.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!