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Body and Soul in Ancient Philosophy

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184<br />

Gyburg Radke-Uhlmann<br />

zweitens des Dichtens, d. h. der lousij^ und se<strong>in</strong>er bzw. ihrer Medien.<br />

Sokrates unterscheidet zwischen zwei Stufen oder Formen von Dichten:<br />

dem größten und eigentlichen, das er mit den logoi der Philosophie<br />

identifiziert, und der geme<strong>in</strong>en, l<strong>and</strong>läufigen Musik. Aus Unvermögen,<br />

Mythen zu dichten, habe er sich darauf beschränkt, vorh<strong>and</strong>ene Mythen<br />

<strong>in</strong> Verse zu setzen. Diese Konzession folgt dem e<strong>in</strong>fachen, verbreiteten<br />

Dichtungsbegriff, der sich an den Unterschieden der Medien, also sozusagen<br />

der Materie der Musik orientiert, die logoi der wahren Philosophen<br />

h<strong>in</strong>gegen erschließen sich nicht jedem sofort als vollendete<br />

Form der Musik.<br />

Die beiden Arten von Dichtung werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger Wertung<br />

präsentiert: Die Philosophie ist die größte, wahre Musik, die geme<strong>in</strong>e<br />

ihr folglich untergeordnet. Doch Sokrates schätzt die geme<strong>in</strong>e nicht nur<br />

nicht ger<strong>in</strong>g, er entschließt sich sogar dazu, kurz vor se<strong>in</strong>em Tod sich<br />

nun auch noch <strong>in</strong> dieser zu üben und zu betätigen. Und nicht nur das:<br />

Er hält sich dabei ganz an diesen geme<strong>in</strong>en Begriff; denn er komponiert<br />

die Mythen<strong>in</strong>halte nicht selbst, sondern nimmt beliebige, die ihm<br />

vorliegen, und br<strong>in</strong>gt diese <strong>in</strong> Verse. Er überträgt sie also nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

<strong>and</strong>eres Medium. Er befasst sich nur mit der Materie der Musik.<br />

Er folgt dieser Behauptung, er könne nichts selbst dichten, sondern<br />

nur vorh<strong>and</strong>ene Mythen <strong>in</strong> Verse br<strong>in</strong>gen, im folgenden <strong>in</strong> der Praxis<br />

des Gesprächs aber nicht. Denn ganz kurze Zeit später wird er die<br />

Antwort auf die Frage nach dem sche<strong>in</strong>baren Widerspruch zwischen<br />

dem Selbstmordverbot für den Philosophen und se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>übung des<br />

Sterbens als Mythenrede, als luhokoce?m e<strong>in</strong>führen. 8 Und auch die<br />

folgenden Argumentationen werden <strong>in</strong>sgesamt (wiederholt) und bis auf<br />

die sog. zweite Fahrt und E<strong>in</strong>führung der Ideenlehre als Mythen- und<br />

als wahrsche<strong>in</strong>liche Rede über das Schicksal der Seele nach dem Tod<br />

e<strong>in</strong>geführt: als dialuhokoce?m.<br />

Wahres sprichst Du, Kebes, sagte Sokrates. Doch, was sollen wir also tun?<br />

Sollen wir über diese D<strong>in</strong>ge Mythen erzählen und durchsprechen (dialuhokoc_lem),<br />

ob es wahrsche<strong>in</strong>lich ist, dass es sich so verhalte, oder nicht?<br />

Ich wenigstens, sagte Kebes, würde sehr gerne hören, welche Me<strong>in</strong>ung du<br />

darüber hast.<br />

Jedenfalls glaube ich nicht, sagte Sokrates, dass irgende<strong>in</strong>er, der jetzt zuhört,<br />

und noch nicht e<strong>in</strong>mal, wenn es e<strong>in</strong> Komödiendichter ist, sagen würde,<br />

dass ich herumschwätze und Argumente mache über Unziemliches. Wenn<br />

es uns also so sche<strong>in</strong>t, dann müssen wir die Untersuchung durchführen.<br />

8 Phd. 61e1.

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