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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Georg Rechenauer<br />

durch e<strong>in</strong>en Türspalt e<strong>in</strong>fällt und die Hell-Dunkel-Kontraste verstärkt.<br />

Analog sei auch der sche<strong>in</strong>bare Widerspruch zwischen der Unsichtbarkeit<br />

der Atome und ihrer körperlich-materialen Existenz zu erklären,<br />

der im Fall der Seelenatome allerd<strong>in</strong>gs noch dadurch verschärft werde,<br />

dass diese – gleichwohl sie nach Demokrit <strong>in</strong> großer Zahl <strong>in</strong> der Luft<br />

enthalten seien 13 – noch viel kle<strong>in</strong>er seien und sich schneller bewegten<br />

als die Sonnenstäubchen. 14<br />

Materialität der Seelenatome ist für Demokrit auch unter sachlichfunktionalen<br />

Aspekten gefordert, da die Seele als Bewegungspr<strong>in</strong>zip des<br />

Körpers ihre Bewegungsimpulse nicht <strong>and</strong>ers als durch körperlichmechanische<br />

E<strong>in</strong>wirkung <strong>in</strong> reaktive Bewegungen umsetzen kann 15 .So<br />

deutet Aristoteles die Seele im demokritischen Verständnis als stofflichen<br />

Körper, der dem physiologischen Körper Bewegung verleihe. Das<br />

Funktionspr<strong>in</strong>zip der Seelenatome verglich Demokrit dabei <strong>in</strong> Anlehnung<br />

an die Erf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>er sche<strong>in</strong>bar automatisch sich bewegenden<br />

Puppe der Wirkweise von Quecksilber, das man hierzu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e hohle<br />

Puppe gefüllt hatte. Da sich die Seelenatome im Körper <strong>in</strong> unablässiger<br />

Eigenbewegung bef<strong>in</strong>den, ziehen sie mithilfe mechanischer Kraftübertragung<br />

den gesamten Körper <strong>in</strong> dieser Bewegung mit. 16<br />

13 Arist. Resp. 4, 471 b 30 (DK 68 A 106): … 1m c±qt`!´qi pok»m !qihl¹m eWmai<br />

t_m toio¼tym, $ jake? 1je¸moir moOm ja·xuwm. Zur Unsichtbarkeit der Atome<br />

aufgrund ihrer Kle<strong>in</strong>heit vgl. Arist. GC I 8, 325a30; I 2, 316b32 f.<br />

14 Them. <strong>in</strong> de An. I 2, 404a1, p. 9, 13. Dass Demokrit Zweifel an der Existenz der<br />

Atome durch das sogenannte Sonnenstäubchengleichnis zerstreuen wollte, ist<br />

vielfach bezeugt. So führt Aristoteles dieses Gleichnis, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> unvollständiger<br />

Form, an <strong>in</strong> de An. I 2, 404a3 f. (404a16 br<strong>in</strong>gt er es allerd<strong>in</strong>gs auch<br />

mit den Pythagoreern <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung). Vollständig f<strong>in</strong>det es sich bei Themist.<br />

loc. cit.; Simp. <strong>in</strong> de An. I 2, 404a1, p. 25, 30; Phlp. <strong>in</strong> GC I 8, 325a30, p. 39, 4;<br />

Phlp. <strong>in</strong> Ph. I 2, 184b15, p. 25, 5; ferner <strong>in</strong> der Paraphrase des Sophonias von<br />

Arist. de An. I 1, 403b15, p. 10, 37.<br />

15 Die mechanische Art der Bewegungsübertragung lehnt Aristoteles freilich ab.<br />

Für ihn erfolgt die Weitergabe der Bewegung der Seele auf den Körper „mittels<br />

e<strong>in</strong>es Vorsatzes und e<strong>in</strong>er Denktätigkeit“ (de An. I 3, 406b24 f.). Immerh<strong>in</strong><br />

besteht aber auch für Aristoteles die Seele nicht ohne Stoff, weswegen er die<br />

Psychologie als Teilgebiet der Physik ansetzt (vgl. Metaph. VI 1026a5 f.; dazu<br />

auch de An. II 2, 414a19 f.). Ähnlich wie Demokrit war auch Platon bestrebt,<br />

die Seele als mechanisches Bewegungspr<strong>in</strong>zip des Körpers zu etablieren. Doch<br />

da er die Seele im Unterschied zum materiellen Körper immateriell (vgl.<br />

Ti. 34c ff.) konzipiert, ergeben sich für ihn unüberw<strong>in</strong>dliche Schwierigkeiten,<br />

auf die auch Arist. de An. I 3, 406b26 ff. h<strong>in</strong>weist.<br />

16 Arist. de An. I 3, 406b15 – 22.

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