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Body and Soul in Ancient Philosophy

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eigentlichen Beweises. Sie s<strong>in</strong>d nur <strong>and</strong>ers als die vorangehenden Aspekte<br />

und Teile des Dialogs selbst bereits (unselbständige) Teile des<br />

Beweises. Denn sie werden erörtert als Antwort auf die Frage nach dem<br />

Fortdauern der Seele nach dem physischen Tod. Für sich selbst wird mit<br />

ihnen h<strong>in</strong>gegen noch nicht der Anspruch erhoben, H<strong>in</strong>reichendes über<br />

die Verschiedenheit von Körper und Seele aufgewiesen zu haben.<br />

Sie erwecken aber den Ansche<strong>in</strong>, als sollten sie für sich h<strong>in</strong>reichend<br />

se<strong>in</strong>, denn sie werden jeweils als Beweise, !pode_neir e<strong>in</strong>geführt, wie<br />

z.B. an e<strong>in</strong>er Stelle von Kebes. 32 Von e<strong>in</strong>em Beweis spricht Kebes dort<br />

mit Bezug auf die Anamnesislehre. Dennoch aber strebt dieser Beweisgang<br />

e<strong>in</strong> Ergebnis an, das nicht nur unvollständig ist, sondern auch<br />

komplementär zu dem vorangehenden Argument. Zudem führt das<br />

Anamnesisargument so wie alle Beweisgänge bis auf den letzten nicht<br />

vom Wesen der Seele aus den Beweis. Stattdessen geht es von der<br />

Existenz des Kompositum aus Seele und Körper aus und schließt von da<br />

aus zurück auf die Präexistenz der Seele. Ebenso verhält es sich mit allen<br />

Argumentationen vor der ,Zweiten Fahrt‘.<br />

So geht die erste Argumentation von der Existenz des e<strong>in</strong>zelnen<br />

Menschen <strong>in</strong> der Zeit aus und betrachtet von da aus das, was zeitlich vor<br />

und was zeitlich nach dieser irdischen Existenz erschlossen werden<br />

kann. Es h<strong>and</strong>elt sich also um Schlüsse, die die zeitliche Existenz nach<br />

vorne oder h<strong>in</strong>ten verlängern und den zeitlich vorausgehenden bzw.<br />

nachfolgenden Zust<strong>and</strong> betrachten. Nicht bestimmte, dem E<strong>in</strong>zeld<strong>in</strong>g<br />

vorausgesetzte Gründe werden gesucht, sondern Transformationsprozesse<br />

beim Werden und Vergehen, d. h. pathÞ, Affektionen, werden <strong>in</strong><br />

den Blick genommen. E<strong>in</strong> Beispiel: Wenn etwas belebt wird, d. h.<br />

geboren wird, dann muss es zuvor unbelebt gewesen se<strong>in</strong>, sonst würde<br />

es nicht belebt, sondern bliebe nur. Tot se<strong>in</strong> aber me<strong>in</strong>t nichts <strong>and</strong>eres<br />

als Unbelebtse<strong>in</strong>. Leben also entstehe aus Totem. Also müsse es das<br />

Belebende vor der Geburt geben.<br />

Diese Analyse gibt ke<strong>in</strong>e bestimmten Ursachen für diesen Prozess<br />

an, benennt also nicht e<strong>in</strong>e Leben verleihende Ursache, sondern bleibt<br />

bei dem Kompositum und der Vor- bzw. Nachgeschichte se<strong>in</strong>er Existenz<br />

stehen. Dass es e<strong>in</strong> belebendes Pr<strong>in</strong>zip geben muss, das verschieden<br />

ist von diesem Kompositum aus Seele und Körper, das der e<strong>in</strong>zelne<br />

Mensch ist, wird nicht benannt, sondern nur implizit vorausgesetzt. Es<br />

h<strong>and</strong>elt sich daher dabei um e<strong>in</strong>en zwar notwendigen Schluss, aber nicht<br />

um e<strong>in</strong>en für sich h<strong>in</strong>reichenden Beweis, sondern beweisend ist dieser<br />

32 Phd. 73a2–3.<br />

Die energeia des Philosophen 197

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