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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Die aretÞ des Leibes 219<br />

Weise se<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres Gleichgewicht wiedergew<strong>in</strong>nen wird, sobald der<br />

schlechte Traum oder das Fieber vorbei s<strong>in</strong>d. Se<strong>in</strong>e Seele ist <strong>in</strong>sgesamt<br />

so gestärkt, dass sie durch solche Umstände nicht dauerhaft zerrüttet<br />

werden kann. In diesem S<strong>in</strong>ne ist sie autark geworden. Darum wird sie<br />

auch nach dem Tod, nach ihrer Trennung vom Körper, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verfassung<br />

se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> der sie ihre <strong>in</strong>tellektuelle Eudaimonie wird vollenden<br />

können – wenigstens für e<strong>in</strong>e lange Zeitspanne bis zum vorbestimmten<br />

Zeitpunkt ihrer nächsten E<strong>in</strong>körperung. 25<br />

E<strong>in</strong>e Ambiguität, die sich <strong>in</strong> der Debatte darüber, ob Platon die<br />

Tugend als autark betrachtet, verunklarend auswirkt, ergibt sich daraus,<br />

dass sich die Charakterisierung von Lebenspraxis als eudaimonisch sowohl<br />

auf e<strong>in</strong>zelne Lebensphasen als auch auf e<strong>in</strong> Leben im ganzen beziehen<br />

kann. Je nach Perspektive kann es zu gegenläufigen Charakterisierungen<br />

kommen. So kann es se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e bestimmte Lebensphase<br />

nicht eudaimonisch ist, etwa weil sie durch e<strong>in</strong>e schwere Krankheit<br />

bestimmt wird, auf die dann e<strong>in</strong>e Genesung oder aber der Tod folgt,<br />

dass aber gleichwohl das Leben dieser Person als e<strong>in</strong> ganzes (gleichsam<br />

rückblickend von se<strong>in</strong>em Ende her betrachtet) als eudaimonisch bezeichnet<br />

werden kann. Mit <strong>and</strong>eren Worten: E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner, nicht-eudaimonischer<br />

Abschnitt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leben braucht nicht den eudaimonischen<br />

Charakter dieses Lebens im Ganzen aufzuheben. Dies ist besonders<br />

plausibel mit Blick auf das eben gebrauchte Beispiel e<strong>in</strong>er<br />

schweren, aber vorübergehenden Krankheit. In diesem S<strong>in</strong>ne ist darum<br />

auch die sokratisch-platonische Aussage zu lesen, dass e<strong>in</strong> Leben nicht<br />

mehr lebenswert sei, wenn der Körper unheilbar zerrüttet ist. Diese<br />

Aussage impliziert e<strong>in</strong>erseits, dass der betreffende Mensch <strong>in</strong> dieser Phase<br />

zu ke<strong>in</strong>er eudaimonischen Lebenspraxis mehr fähig ist, weshalb sich die<br />

künstliche Verlängerung dieses Lebens nicht lohnt. Aber daraus folgt<br />

selbstverständlich nicht, dass man nun dem Leben dieses Menschen im<br />

Ganzen, als e<strong>in</strong>er Gesamtbiographie, den eudaimonischen Charakter<br />

absprechen muss.<br />

Die hellenistischen Ethiken, welche die Autarkiethese vertreten<br />

haben (<strong>in</strong>sbesondere die Stoiker, aber der Intention nach auch die<br />

Epikureer), haben nicht <strong>in</strong> dieser Weise unterschieden, weil sie sich die<br />

These zueigen machten, dass das Leben des Weisen zu jedem Zeitpunkt<br />

25 Könnte e<strong>in</strong> langwieriger Krankheitszust<strong>and</strong> die <strong>in</strong>nere Seelenordnung vielleicht<br />

doch zerrütten (vgl. Prt. 345b)? Dies mag e<strong>in</strong> weiterer Grund se<strong>in</strong>, weshalb sich<br />

Platon gegen ausgedehnte mediz<strong>in</strong>ische Beh<strong>and</strong>lungen ausspricht und die<br />

schnelle Entscheidung vorzieht.

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