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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Aporien <strong>in</strong> der aristotelischen Konzeption des Beherrschten 333<br />

mögen nicht oder jedenfalls nicht durchgängig daran gewöhnt, auf die<br />

praktische Überlegung zu hören. So kann es <strong>in</strong> der konkreten Situation,<br />

<strong>in</strong> der etwas Süßes vorh<strong>and</strong>en ist, vorkommen, dass e<strong>in</strong>e Begierde<br />

auftritt und die Überlegung unterbricht oder überlagert. Das kann<br />

entweder geschehen, nachdem er den richtigen Vorsatz bereits gefasst<br />

hat (astheneia), oder so, dass die Begierde schon <strong>in</strong>terveniert, noch ehe er<br />

überhaupt zu überlegen beg<strong>in</strong>nen kann (propeteia) (1150b19 ff.). Dass es<br />

dieses Phänomen gibt, wird nicht bezweifelt. Strittig ist bis <strong>in</strong> die<br />

heutige H<strong>and</strong>lungstheorie, ob Aristoteles auf diese Weise die so genannten<br />

harten Fälle von klarsichtiger akrasia erfassen kann. 4<br />

Der enkratÞs hat im Unterschied zum Mäßigen schlechte Begierden.<br />

Daher wird, um beim Beispiel zu bleiben, se<strong>in</strong>e Lust auf Süßes erregt,<br />

sobald er Süßigkeiten wahrnimmt oder auch sich vorstellt. Dennoch ist<br />

er <strong>and</strong>ers als der akratÞs <strong>in</strong> der Lage, die Begierde zu kontrollieren, nach<br />

Überlegung die richtige prohairesis zu fassen und auch auszuführen. Da<br />

die prohairesis sich aus zwei Elementen zusammensetzt, Streben und<br />

Überlegung, stellt sich <strong>in</strong> Bezug auf den enkratÞs erstens die Frage, wie er<br />

richtige Ziele haben und durch sie motiviert werden kann, wenn nach<br />

der St<strong>and</strong>ardauffassung des Aristoteles Menschen mit schlechten Begierden<br />

das falsche Ziel als gut ersche<strong>in</strong>t. Zweitens stellt sich die Frage,<br />

wie er dieses Ziel <strong>in</strong> jeweiligen Situationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geeigneten E<strong>in</strong>zelh<strong>and</strong>lung<br />

konkretisieren kann, wenn falsche Begierden gewöhnlich<br />

die Überlegung verdrehen. 5<br />

Lösungsvorschläge<br />

(i) Zwischenstadium <strong>in</strong> der Erziehung. Was die erste Frage betrifft, so wäre<br />

die e<strong>in</strong>fachste Lösung, akrasia und enkrateia als Übergangsstadien zu<br />

verstehen, die im Verlauf der Sozialisation auftreten. 6 Man könnte sich<br />

dann vorstellen, dass K<strong>in</strong>der nach und nach daran gewöhnt werden, ihre<br />

4 Price 2006 ist der, wie ich me<strong>in</strong>e, wohlbegründeten Auffassung, dass er es nicht<br />

kann.<br />

5 Die erste Frage stellt sich im Übrigen auch für den akratÞs, während bei ihm <strong>in</strong><br />

der Tat <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>em Stadium der Überlegung die Begierde dazwischenkommt<br />

und die Überlegungsseite nicht voll entwickelt ist (der akratÞs hat ke<strong>in</strong>e<br />

phronÞsis (1152a6 ff.), höchstens de<strong>in</strong>otÞs).<br />

6 Die Erziehungsperspektive betont Broadie 1991, 269, die im Übrigen konstatiert,<br />

dass Aristoteles überhaupt nicht zu erklären versuche, durch welche<br />

Mechanismen der enkratÞs zum H<strong>and</strong>eln kommt (307).

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