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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Das Pythagorasfragment des Xenophanes 51<br />

Auf- und Untergänge seien Entzünden und Erlöschen.“ 12 Obwohl es<br />

alles <strong>and</strong>ere als sicher ist, dass die pythagoreischen Symbola sich bis <strong>in</strong><br />

die Zeit des Pythagoras zurückverfolgen lassen, geben sie doch e<strong>in</strong>en<br />

guten H<strong>in</strong>weis auf die Streitlage im H<strong>in</strong>tergrund des Xenophanesfragments<br />

über Pythagoras. Der Unterschied zwischen dem xenophanischen<br />

Erklärungsmodell und den eben zitierten Lehren der Pythagoreer liegt<br />

nämlich vor allem <strong>in</strong> Folgendem: Bei den pythagoreischen Texten geht<br />

es deutlich darum, die sichtbaren Phänomene primär als Manifestationsarten<br />

von als göttlich empfundenen Instanzen zu erklären und also<br />

als mehr oder m<strong>in</strong>der unmittelbaren Ausdruck e<strong>in</strong>es leitenden und<br />

bestimmenden H<strong>in</strong>tergrunds der sichtbaren Welt und ihrer von allen<br />

wahrnehmbaren Phänomene. 13 Helios bedeutet hier, wie der Abgleich<br />

mit den <strong>and</strong>eren Symbola zeigt, wohl vordr<strong>in</strong>glich den Sonnengott oder<br />

die Sonne als göttlich und weniger das Gestirn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er natürlichen<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsform, Iris me<strong>in</strong>t die Götterbot<strong>in</strong>, das heißt wohl die e<strong>in</strong>zelausdrückliche<br />

Manifestation e<strong>in</strong>es dah<strong>in</strong>terstehenden höheren Willens,<br />

die Planeten s<strong>in</strong>d die Hunde der Persephone usw. Dagegen begehrt<br />

Xenophanes auf, „was sie Iris nennen“ ist der Regenbogen und<br />

nichts <strong>and</strong>eres, er drückt nicht mehr aus als das, was er ist, nämlich die<br />

farbige Brechung von Licht <strong>in</strong> wolkig-dunstiger Luft. Sogar die Sonne<br />

als dah<strong>in</strong>terstehende Erklärung für die Quelle des Lichts wird beiseite<br />

gelassen. Die eigentlich tragende H<strong>in</strong>tergrunderklärung fällt damit offenkundig<br />

weg, sie wird von Xenophanes verne<strong>in</strong>t.<br />

Nach Xenophanes gilt zudem: Wolkengebilde (wie sie Sonne,<br />

Regenbogen und <strong>and</strong>ere Phänomene für ihn darstellen) s<strong>in</strong>d entst<strong>and</strong>en<br />

und vergehen auch wieder, meist täglich. Daher s<strong>in</strong>d sie nicht göttlich:<br />

Götter sterben nicht und s<strong>in</strong>d unentst<strong>and</strong>en. So sagt es das Testimonium<br />

A 12 zu Xenophanes: „jene, welche behaupten, daß die Götter geboren<br />

wurden, sündigen geausoviel wie jene, die sagen, daß sie sterben“ (Übs.<br />

Mansfeld). E<strong>in</strong> Regenbogen also ist das, als was er gesehen wird und<br />

nichts weiter. Anders gesagt, und nunmehr auf die Pythagoras-Anekdote<br />

des Xenophanes bezogen: „A rose is a rose is a rose“, e<strong>in</strong> Regenbogen<br />

ist e<strong>in</strong> Regenbogen ist e<strong>in</strong> Regenbogen, – und e<strong>in</strong> Hund ist<br />

e<strong>in</strong> Hund ist e<strong>in</strong> Hund. Und nichts weiter.<br />

12 Übersetzung nach der Vorsokratiker-Ausgabe von Mansfeld 1998.<br />

13 Vgl. Granger 2004, 242 f. und 246: „Accord<strong>in</strong>gly, Heraclitus pairs Pythagoras<br />

<strong>in</strong> B 40 with the ancient theologian Hesiod, <strong>and</strong> sets them apart from Xenophanes<br />

<strong>and</strong> Hecataeus who <strong>in</strong> their different ways try to ab<strong>and</strong>on the irrationalities<br />

of Greek mythology“.

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