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Body and Soul in Ancient Philosophy

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244<br />

Jan Szaif<br />

Auffassung zum Leib-Seele-Verhältnis gibt. 44 Falls nicht, würde dies die<br />

Zweifel an der systematischen Relevanz von Glaukons Zuordnungen<br />

erheblich steigern.<br />

Wenn unser Selbst schlicht mit der Seele identisch ist und der<br />

Körper <strong>in</strong> dieser Perspektive nur als, bestenfalls, e<strong>in</strong> Werkzeug,<br />

schlimmstenfalls e<strong>in</strong> permanenter Störfaktor für die Seele <strong>in</strong> den Blick<br />

kommt, dann können der Körper und se<strong>in</strong>e gute oder schlechte Verfassung<br />

nur e<strong>in</strong>en positiven oder negativen <strong>in</strong>strumentellen Wert haben.<br />

Nun gibt es zugegebenermaßen e<strong>in</strong>e Reihe von Texten bei Platon, die<br />

genau dieses Bild nahelegen. Es sei hier nur an das negative Bild vom<br />

Körper er<strong>in</strong>nert, wie es im Phaidon entwickelt wird. Die Angelegenheit<br />

ist aber doch komplexer, und man sollte die Perspektive auf das Leib-<br />

Seele-Verhältnis, die durch die spezielle Thematik des Phaidon bestimmt<br />

ist, nicht ungeprüft verallgeme<strong>in</strong>ern. Die Politeia etwa und der Timaios<br />

entwickeln e<strong>in</strong> sehr viel differenzierteres Bild.<br />

Ich verweise hier noch e<strong>in</strong>mal auf die <strong>in</strong> 2.1 angeführten Texte aus<br />

der Politeia und dem Timaios, <strong>in</strong> denen Platon die Bedeutung e<strong>in</strong>er<br />

harmonischen Entwicklung von Körper und Seele betont. Das Leib-<br />

Seele-Verhältnis ist zwar auch gemäß der Psychologie der Politeia e<strong>in</strong><br />

potentiell antagonistisches und kann nur durch die rechte Form der<br />

Über- und Unterordnung ,befriedet‘ werden. Aber dies muss nicht<br />

bedeuten, dass der Körper dem menschlichen Selbst äußerlich ist. Das<br />

Schema von Antagonismus und befriedender Über- und Unterordnung<br />

44 Ich übergehe hier e<strong>in</strong>en Textabschnitt im Gorgias (467e – 468a), der e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>teilung enthält, mit der zwischen (1) dem, was gut ist, (2) dem, was schlecht<br />

ist, und (3) dem, was an sich weder gut noch schlecht ist, aber bisweilen am<br />

Guten, bisweilen am Schlechten teilhat, unterschieden wird, wobei als Beispiele<br />

für das Gute Weisheit, Gesundheit und Reichtum genannt werden. Mit dieser<br />

E<strong>in</strong>teilung verb<strong>in</strong>det Sokrates die These, dass wir Aktivitäten, die zur neutralen<br />

Klasse (3) gehören, immer nur um e<strong>in</strong>es Zieles willen, das zur Klasse der Güter<br />

(1) gehört, wählen. Der Zweck, dem diese E<strong>in</strong>teilung dienen soll, ist klar: Es<br />

geht um die Zweck-Mittel-Relation und darum, dass wir e<strong>in</strong> Mittel zu e<strong>in</strong>em<br />

Zweck nie um se<strong>in</strong>er selbst willen, sondern um jenes Gutes willen, das der<br />

Zweck unserer H<strong>and</strong>lung ist, wollen. Das Ziel ist das Gewollte. Ansonsten lässt<br />

diese E<strong>in</strong>teilung aber fast alle Fragen offen. Insbesondere bleibt auch unklar, ob<br />

die Klasse der Güter nur f<strong>in</strong>ale Güter umfassen soll, oder alles, was von se<strong>in</strong>er<br />

Natur her etwas Taugliches und Gutes ist (wofür die Tatsache sprechen würde,<br />

dass es sich bei den Beispielen um drei aretÞ-Begriffe h<strong>and</strong>elt: Weisheit als aretÞ<br />

der Seele, Gesundheit als aretÞ des Leibes, Reichtum als aretÞ des Besitzes). Des<br />

Weiteren ist auch nicht klar, ob Sokrates mit diesen Beispielen e<strong>in</strong>fach das<br />

aufnimmt, was Menschen faktisch als endzielhafte Güter betrachten (also etwa<br />

Reichtum), oder ob er selbst diese Zuordnungen billigt.

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