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Body and Soul in Ancient Philosophy

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328<br />

Friedemann Buddensiek<br />

Die Seele ,bewirkt‘ Bewegung also tatsächlich von e<strong>in</strong>er kategorial<br />

verschiedenen, nämlich formalen Ebene her, und zwar so, wie bestimmte<br />

Strukturen bestimmte und nur bestimmte materielle Veränderungen<br />

erlauben. Sie ist verschieden vom pneuma, aber ,<strong>in</strong> ihm‘ (vgl.<br />

MA 9, 702b34 –703a3). Anders als im Fall des Gelenks haben wir es<br />

nicht mit zwei gleichkategorialen Elementen <strong>in</strong> der Erzeugung von<br />

Bewegung zu tun, sondern mit e<strong>in</strong>er komplexen formalen Struktur<br />

e<strong>in</strong>erseits und e<strong>in</strong>er materiellen Realisierung <strong>and</strong>ererseits. Die Seele ist<br />

Grundlage der Veränderung, <strong>in</strong>sofern sie das gegenwärtige Kompositum<br />

wie auch das künftige Kompositum organisiert und beide zue<strong>in</strong><strong>and</strong>er <strong>in</strong><br />

Beziehung setzt. Sie organisiert für sich selbst jede mögliche Veränderung,<br />

derer sie für ihre Realisierung bedarf. Sie organisiert diese Veränderung<br />

als unbewegt Bewegendes, nämlich als Ziel. Veränderung zielt<br />

auf die Realisierung der Seele, die unter den gegebenen und erwarteten<br />

Umständen die prospektiv bestmögliche Realisierung ist. Diese prospektive<br />

bestmögliche Realisierung ist die eigentliche, letzte Stütze und<br />

die erste Ursache der Bewegung.<br />

3. Zusammenfassung<br />

Descartes’ Zirbeldrüse und Aristoteles’ pneuma spielen, wie es zunächst<br />

sche<strong>in</strong>t, e<strong>in</strong>e gleichermaßen obskure Rolle <strong>in</strong> der Erklärung des Verhältnisses<br />

von Geist bzw. Seele und Körper. E<strong>in</strong>e ebenso obskure Rolle<br />

spielen sie, wie es sche<strong>in</strong>t, für die Erklärung der Ortsbewegung von<br />

Lebewesen. E<strong>in</strong>e Gegenüberstellung von Zirbeldrüse und pneuma kann<br />

uns jedenfalls zu e<strong>in</strong>er näheren Bestimmung der theoretischen Funktion<br />

des pneuma – aber auch der Funktion der Seele – <strong>in</strong> Aristoteles’ Erklärung<br />

der Ortsbewegung herausfordern.<br />

Welche theoretische Funktion hat nun die Seele <strong>in</strong> der Erklärung<br />

der Ortsbewegung von Lebewesen? Für Lebewesen als Selbstbeweger<br />

ist die Seele entscheidend für das Zust<strong>and</strong>ekommen von Bewegung,<br />

dies jedoch nur als unbewegte Beweger<strong>in</strong>, nicht als Bewegungsanstoß.<br />

Sie ist unbewegte Beweger<strong>in</strong> als Ziel, und zwar als Ziel, das sich selbst –<br />

als die Form des Lebewesens – möglichst gut zu realisieren versucht.<br />

Um als Ziel bewegen zu können, muss der idealen Realisierung e<strong>in</strong><br />

nicht-idealer Realisierungszust<strong>and</strong> gegenüberstehen (oder e<strong>in</strong> vorh<strong>and</strong>ener<br />

idealer Zust<strong>and</strong> muss sich mit e<strong>in</strong>em nicht-idealen Realisierungszust<strong>and</strong><br />

konfrontiert sehen). Wesentlich für die Verursachung von<br />

Bewegung durch die Seele – da wesentlich für das Vorliegen von

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